Gütersloh, 20. Juni – Mit dem Amtsdeutsch in Anträgen und Formularen haben selbst Muttersprachler oft Probleme. Und Menschen, die der deutschen Sprache nicht oder nur teilweise mächtig sind, erst recht. Umso wichtiger ist deswegen der Dolmetscherservice des Jugendmigrationsdienstes (JMD) der Diakonie Gütersloh. Doch zuletzt waren die Zuschüsse gekürzt worden, deswegen war ein Teil der Finanzierung offen. Jetzt ist sie für den Rest des Jahres gesichert: Der Rotary Club Gütersloh unterstützt den JMD mit einer Spende über 1.500 Euro. Jetzt wurde der symbolische Scheck überreicht.
Im Wartezimmer liegen Bilderbücher auf dem Tisch, in der Ecken stehen ein Puppenhaus und weitere Spielzeuge, an der Wand hängen bunte Bilder. Tagsüber drängen sich hier junge Eltern mit ihren Kindern, Jugendliche, junge Erwachsene – alle mit Migrationshintergrund. Sie suchen den Jugendmigrationsdienst auf, um sich in Fragen zu Schule, Ausbildung und Arbeit oder auch zu behördlichen Angelegenheiten beraten zu lassen. Zwei Mal in der Woche stehen sie sogar bis ins Treppenhaus. Denn während die Beratungen normalerweise auf Deutsch erfolgen, begleitet donnerstagnachmittags die kurdische Dolmetscherin Filiz Sait die Termine, freitagmorgens ihre syrische Kollegin Ouchina Zako, die ins Arabische übersetzt. Der Service der beiden Frauen ist gefragt – denn gerade für Menschen, die mitunter nur gebrochen Deutsch sprechen, sind Anträge und Behördenpost oft kaum verständlich. „Ohne Dolmetscher würden da viele Dinge in der Kommunikation verloren gehen oder Anträge falsch beziehungsweise gar nicht ausgefüllt werden“, erklärt Jürgen Bambor, Leiter des Bereichs Jugendmigration der Diakonie. Deswegen sei die Begleitung durch Dolmetscher während der Beratung so wichtig.
Finanziert wird das Angebot dabei durch Kollektenmittel, die über das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe verteilt werden. Da für 2018 jedoch weniger Spenden zusammengekommen waren, war ein Teil der Dolmetscher-Finanzierung noch offen – dem JMD der Diakonie Gütersloh fehlten rund 2.700 Euro. Dank der Spende des Rotary Clubs Gütersloh konnte nun ein Großteil der Lücke gedeckt werden. „Wir glauben, dass dies eine ganz, ganz wichtige Arbeit ist“, erklärte Thomas Heye, Präsident der Gütersloher Rotarier, warum der Club den JMD unterstützt. Und nur mit Unterstützung könnten sich die Menschen integrieren. „Deswegen haben wir auch bereits das Café Connect unterstützt: Damit die Leute eine Chance erhalten, hier anzukommen.“
„Manchmal sind es schon die einfachen Dinge, die weiterhelfen können“, ergänzte Michael Deitert, Vorsitzender der Rotary Stiftung Gütersloh. Etwas Ausfüll- und Erklärhilfe bei Anträgen eben – oder Unterstützung bei ganz profanen Dingen. „Mülltrennung zum Beispiel“, so Jürgen Bambor. „Das sind manchmal ganz banale Sachen, bei denen wir Aufklärung leisten können.“ Und mit einem Dolmetscher, der sprachlich eine Brücke baut, klappt das eben am besten.
Um das Dolmetscher-Angebot auch über das Jahr 2018 hinaus sicherstellen zu können, ist der JMD dankbar für Spenden. Weitere Infos auf www.diakonie-guetersloh.de.
Infokasten:
Der Jugendmigrationsdienst richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund zwischen zwölf und 27 Jahren. Die Übergänge zwischen Flüchtlingsberatung und JMD sind dabei fließend. Denn bei Letzterem holen sich nicht nur in Deutschland geborene junge Menschen mit Migrationshintergrund sowie ihre Familien Rat und Hilfe, sondern auch Geflüchtete, die einen Bleibestatus erhalten haben. Während die Flüchtlingsberatung auf eine akute Hilfestellung ausgelegt ist, arbeitet der JMD mit langfristigeren Zielen. Er berät in Fragen zu Schule, Ausbildung und Beruf und arbeitet an der Vermittlung gesellschaftlicher Regeln und unterschiedlicher Kulturen. Neben der sozialen Integration soll auch eine schulische sowie berufliche Integration erreicht werden.
Bildunterzeile (Quelle: Diakonie):
Die Gütersloher Rotarier unterstützen den JMD mit einer Spende über 1.500 Euro (v.l.): Thomas Heye, Präsident des Rotary Clubs Gütersloh, Michael Deitert, Vorsitzender der Rotary Stiftung Gütersloh, Jürgen Bambor, Bereichsleiter Jugendmigration sowie die beiden Dolmetscherinnen Filiz Sait und Ouchina Zako