Kultur/Westfalen. „Ich freue mich, wenn ich dich seh!“. Dem Motto der neuen Ausstellung mit Objektgedichten von Frantz Wittkamp auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde folgten zur Eröffnung und Autorenlesung am vergangenen Sonntag (12.4.) so viele Besucher, dass der Ausstellungsraum des Museums für Westfälische Literatur schier aus allen Nähten platzte.
„Mit einer solchen Resonanz hatten wir gar nicht gerechnet“, gestand dann auch der Dichter zu Beginn seiner Lesung, zeigte sich aber hocherfreut über den großen Publikumszuspruch und unterhielt die etwa einhundert Gäste mit findigem Wortwitz, kleinen Geschichten und seinen ebenso fein- wie hintersinnigen Gedichten, die innerlich schmunzeln oder gar laut loslachen ließen:
Den Denker darfst du alles fragen,
der überlegt, bevor er spricht,
um dir zu guter Letzt zu sagen:
‚Ich stelle fest, ich weiß es nicht.“
Wer einmal über einen seiner eingängigen Vierzeiler gestolpert ist, der kommt schnell auf den Geschmack. Die Gedichte des Lüdinghauser Lyrikers Frantz Wittkamp sind geprägt irritierender Einfachheit, sie sind Tröster, Mutmacher und Balsam für die Seele. Scharfsinnig und pointenreich transportieren sie kleine Weisheiten und machen Lust auf Sprache, auf Lyrik, auf das Leben. Im Rahmen der Ausstellung „Ich freue mich, wenn ich dich seh“ zeigt Wittkamp sie als Wortobjekte: Es sind alltägliche Gegenstände, meist reduziert auf die wesentliche Form, die er mit seinen Gedichten und kleinen Geschichten kombiniert.
Für Frantz Wittkamp sind es die scheinbar kleinen Dinge im Leben, die, oft übersehen, eine ganz eigene Kraft entfalten. Beim Sammeln kleiner Kuriositäten, die er „Findlinge“ nennt, beweist er einen beneidenswert scharfen Blick auf die Besonderheiten des Alltags. Draußen, in der Natur, auf der Straße, im Supermarkt ist kein Fundstück vor ihm sicher und so werden aus ganz alltäglichen Gegenständen humorvoll-poetische Wortobjekte. Seine Schüttelreime erzeugen einen Eindruck von Leichtigkeit, der darüber hinwegtäuscht, mit wie viel chirurgischer Präzision der 72-jährige am Werke ist, wenn er in seinem Atelier in Lüdinghausen Worte und Verse formt, zerlegt, neu zusammensetzt. Sie wirken spontan, geradezu naiv und entwaffnend ehrlich; sie offenbaren einen Dichter, der es nie verlernt hat, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen. 1995 bekam er dafür den Österreichischen Staatspreis für Kinderlyrik.
Die Ausstellung „Ich freue mich, wenn ich dich seh“ zeigt Objekte und Gedichte für Kinder jeden (und zwar wirklich jeden) Alters. Sie ist bis zum 21.06.2015 auf dem Kulturgut Haus Nottbeck in Oelde zu sehen.