Der letzte Weg des Lebens kann schwer sein. Manchmal ist er einsam, manchmal voller Schmerzen - aber vielleicht auch ein Lebensabschnitt, der durch Zuwendung und Anteilnahme etwas leichter werden kann. Ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiter stehen Menschen und auch deren Angehörigen zur Seite. Sie bringen vor allem Zeit für ein Gespräch, einen Spaziergang oder auch für gemeinsames Schweigen mit. Für diesen Einsatz wurden die Ehrenamtlichen des Hospiz- und Palliativ-Vereins und der Hospiz-Bewegung Gütersloh mit dem Preis der Bürgerstiftung 2015 geehrt, der mit 5.000 Euro dotiert ist. „Meine Besuche bei einem Menschen, der bald sterben wird, können eine Erleichterung sein“, sagt Sterbebegleiterin Monika Reiners. „Denn oft ist es für ihn einfacher, mit mir über den Tod und seine Ängste zu reden, als mit seinen Angehörigen.“
Wer spricht schon gerne über den Tod? Und wer widmet sich freiwillig und unbezahlt meist unbekannten sterbenden Menschen? Sterbe- und Trauerbegleitung ist ein ganz besonderes Ehrenamt, das in Gütersloh sowohl vom Hospiz- und Palliativ-Verein mit gut 40 Ehrenamtlichen und von der Hospiz-Bewegung mit 15 Ehrenamtlichen geleistet wird.
Ursel Amtenbrink hat als Stationsschwester eines Krankenhauses vor vielen Jahren erleben müssen, wie Menschen zum Sterben ins Badezimmer geschoben wurden. Das hat sie damals schon so getroffen, dass es für sie als Rentnerin eine Frage der Ehre war, sich als Sterbe- und Trauerbegleiterin zu engagieren. „Die Menschen müssen vor allem jemanden haben, der zuhört und hinhört“, sagt sie. Denn die Zeit des Sterbens könne eine Zeit voller Angst und Sorgen sein, voller Schmerzen und einsamer Momente. Als geschulte Ehrenamtlichen könne sie dazu beitragen, dem Tod seinen Schrecken etwas zu nehmen.
Dieses Engagement wurde nun von der Bürgerstiftung Gütersloh geehrt und mit 5.000 Euro unterstützt. „Der ehrenamtliche Einsatz der beiden Vereine ist auch deshalb so beeindruckend, weil er im Stillen geschieht“, sagte Dr. Ernst Wolf, Kuratoriumsvorsitzender der Bürgerstiftung, bei der feierlichen Preisverleihung in der Stadthalle Gütersloh. „Der Tod ist nicht erstes Gesprächsthema in unserer Gesellschaft. Es verdient unseren tiefen Respekt, sich hier freiwillig für fremde Menschen einzubringen, die oft allein sind und einen schweren Weg gehen.“ Auch die Entlastung und Unterstützung der Angehörigen sei ein wichtiger Teil dieser Arbeit.
„Es ist berührend, diesen Menschen zuzuhören, wenn sie über das Thema Tod und Sterben sprechen – es gibt einem Zuversicht, dass dieser letzte Weg des Lebens eine eigene Qualität haben kann“, sagte Brigitte Büscher, Sprecherin der Bürgerstiftung. Diese anspruchsvolle Arbeit könne auch deshalb so gut geleistet werden, weil die Gütersloher Sterbe- und Trauerbegleiter ein Netzwerk haben zum gegenseitigen Austausch. Und sie könnten sich verlassen auf die professionelle Unterstützung von hauptamtlichen Kräften in den beiden Vereinen. Die Ausbildung zum Sterbebegleiter ist kostenlos, ebenso die Begleitung für Kranke und Angehörige.
Natürlich gibt es in Deutschland auch hauptamtliche Strukturen für die Betreuung von Sterbenden. Doch die Laudatorin der Preisverleihung, Gerlinde Dingerkus von der Ansprechstelle im Land NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit und Angehörigenbegleitung (Alpha NRW), sagte: „Die ehrenamtlich Tätigen haben eine herausragende Funktion: Sie geben Zeit, Zuwendung oder Unterstützung und tun dies als „Menschen wie du und ich“. Sie eröffnen ein Angebot von Mensch zu Mensch.“ Durch ihren Status als Laien seien die Ehrenamtlichen das Bindeglied zwischen den Patienten, den hauptamtlich Tätigen und der Gesellschaft.
Doch auch für die Ehrenamtlichen ist die Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Tod und Trauer nicht immer leicht. „Denn das bedeutet immer auch, sich mit sich selbst, seiner Biografie, seinen Werten, seiner Endlichkeit und damit der eigenen Lebensbilanz auseinander zu setzen“, beschrieb Gerlinde Dingerkus die unbezahlbare Arbeit der Ehrenamtlichen. Diese Arbeit stelle sich letztendlich der großen existenziellen Frage nach dem Sinn des Lebens. Das sei eine besondere Herausforderung und gleichsam eine große Chance.
Und woher nehmen sie die Kraft für diese Aufgabe? Die Ehrenamtliche Karin Lingnau sagt: „Ich habe meine Familie, die mich unterstützt, und mich das auch so machen lässt. Denn es ist viel Zeit, die man da verbringt.“ Ihre Kollegin Monika Reiners ergänzt: „Vielleicht ist es einfach das Vertrauen, dass ich das schaffe, was vor mir liegt.“