Gütersloh (gpr). Gute Tradition, neuer Ort: Das Jahresgespräch zwischen Verwaltungsspitze im Rathaus und Unternehmerverband fand diesmal nicht im Rathaus sondern im Domizil des Unternehmerverbands statt. Der Grund: der neue Konferenz- und Tagungsbereich, der als Anbau ans historische Gebäude an der Kirchstraße entstanden ist. Mit Blick auf den Garten und alten Baumbestand trafen sich hier die Vertreter der Stadtverwaltung mit Bürgermeister Henning Schulz an der Spitze sowie die Vertreter des Unternehmerverbandes mit ihrem Vorsitzenden Dr. Markus Miele zum gut dreistündigen Meinungsaustausch.
Dabei standen Fragen zum städtischen Haushalt ebenso auf der Tagesordnung wie die Situation der heimischen Wirtschaft, Fragen der Stadtentwicklung ebenso wie die Gewinnung von qualifiziertem Personal, die Digitalisierung – in Unternehmen ebenso wie in der Verwaltung - , Fragen der Konversion und die Bereitstellung von Gewerbeflächen, der Auftritt auf der Expo Real, Deutschlands größter Gewerbeimmobilienmesse, ebenso wie die Bemühungen um den Ausbau des FH-Standortes Gütersloh.
Die Planungen zur Erweiterung der FH-Angebote werden von den Gütersloher Unternehmern mit Blick auf Personalgewinnung und Bindung an den Standort begrüßt. Aber auch die anderen Bemühungen der Stadt wie zum Beispiel die „Ausbildungsplatzperspektive“ in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, das Projekt „Was geht?“ in Zusammenarbeit mit der Blüchert-Stiftung oder der Einsatz von Übergangscoaches werden aufmerksam wahrgenommen, unterstützt und begleitet. Aus Sicht der Unternehmen werde der Prozess der Digitalisierung mittelfristig dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu reduzieren. Aber dieser Prozess könne auch zu Veränderungen von Tätigkeitsbildern in den Betrieben führen. . Dies sei insofern relevant für die Region, da im Kreis Gütersloh der so genannte „Helferanteil“ doppelt so hoch liege wie im übrigen Bundesgebiet. Hier gelte es auch im Interesse von Betrieben und Belegschaften, mit Qualifizierungsmaßnahmen die Veränderungsprozesse zu flankieren.
Qualifizierung als Beitrag zur Standortsicherung ist die eine Seite, die Bereitstellung von Gewerbeflächen eine andere. Hier setzen Bürgermeister Henning Schulz und seine Kollegen von der Verwaltungsspitze auf die Konversion von Flächen am Flughafen. Während beim ehemaligen Militärflughafen mit der Gründung einer interkommunalen GmbH der Anlieger Gütersloh, Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz die ersten Schritte in die Umsetzung gemacht sind, steht mit dem Hüttenbrink in Spexard ein anderes Gewerbegebiet vor der Realisierung: „Wir freuen uns über die Erweiterungs-Ansiedlung der Firma Nobilia an dieser Stelle “ sagt Henning Schulz und hebt auch hier die interkommunale Zusammenarbeit – in diesem Fall mit Verl – hervor. „Das ist in gemeinsamer Zusammenarbeit geschehen als Sicherung dieses Unternehmensstandortes im Kreis Gütersloh.“ Dass das Interesse an Gewerbeflächen in der Unternehmerschaft groß ist, bestätigt auch Dr. Markus Miele im Gespräch: „Baukräne bestimmen vielerorts das Bild. Der Erweiterungsbedarf ist groß, und die Investitionen fließen in die heimische Region.“
Vor diesem Hintergrund freut es nicht nur die städtische Delegation, dass die aktuelle konjunkturelle Lage vom Unternehmerverband grundsätzlich positiv eingeschätzt wird, hinsichtlich der Investitionen befänden sich Stadt und Kreis landesweit in einer einzigartigen Situation, lautet die Einschätzung zum Wirtschaftsstandortes Gütersloh. Gleichwohl gelte es, angesichts politischer und wirtschaftlicher Unabwägbarkeiten wie dem „Brexit“ weiterhin „auf Sicht“ zu fahren.
Das würde auch Stadtkämmerin Christine Lang unterschreiben, die ein sehr gutes Jahresergebnis – nicht zuletzt dank guter Gewerbesteuereinnahmen – voraussagt, aber ebenfalls zur Umsicht mahnt. In diesem Rahmen hat sich die Stadt für die kommenden Jahre jedoch einiges vorgenommen: rund 200 Millionen Euro Invest stehen für Großprojekte wie den Bau der dritten Gesamtschule und weiteren Schulbaumaßnahmen, den Neubau der Feuer- und Rettungswache, umfassende Kanalsanierung oder die Sanierung der Stadthallenfassade auf dem Plan – letztlich alles Maßnahmen zum Ausbau und zur Sicherung der Infrastruktur in einer weiter wachsenden Stadt.