Auf eine vollzeitbeschäftigte Kita-Fachkraft kommen in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 3,6 ganztags betreute Krippen- oder 9,5 Kindergartenkinder. Das geht aus dem aktuellen „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung hervor. Demnach haben sich die Personalschlüssel für beide Altersgruppen leicht verbessert. Zwei Jahre zuvor war eine Erzieherin in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich für 3,7 Krippenkinder- oder 9,8 Kindergartenkinder zuständig.
Im Vergleich zu anderen Bundesländern fiel Nordrhein-Westfalen trotz der eigenen Verbesserungen leicht zurück. War das Land 2012 mit dem Betreuungsverhältnis für unter Dreijährige noch besser als der westdeutsche Durchschnitt (1 zu 3,9), entspricht die Situation in Nordrhein-Westfalen mittlerweile genau dem westdeutschen Durchschnitt (1 zu 3,6). Länder wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hamburg haben in den vergangenen zwei Jahren erkennbar mehr in Betreuungsqualität investiert. Auch für die Kinder ab drei Jahren verbesserten sich die Personalschlüssel in Westdeutschland (von 1 zu 9,2 auf 1 zu 8,9). Nordrhein-Westfalen liegt im Kindergartenbereich deshalb trotz eigener Verbesserungen nach wie vor ungünstiger als der westdeutsche Durchschnitt.
Von den Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis bleibt Nordrhein-Westfalen noch ein Stück entfernt. Denen zufolge sollte bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich sein. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als 1 zu 7,5 sein. Das tatsächliche Betreuungsverhältnis im Kita-Alltag fällt ohnehin ungünstiger aus als der Personalschlüssel, weil Erzieher und Erzieherinnen mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung aufwenden. In Nordrhein-Westfalen werden deshalb im Kita-Alltag mindestens 4,8 unter Dreijährige von einer Fachkraft betreut (bei einem Personalschlüssel von 1 zu 3,6) und mindestens 12,7 Kinder ab drei Jahren (bei einem Personalschlüssel von 1 zu 9,5).
Zwischen den Bundesländern unterscheiden sich die Personalschlüssel nach wie vor stark. Im Osten müssen sich Erzieherinnen generell um deutlich mehr U3-Kinder kümmern (1 zu 6,1) als im Westen (1 zu 3,6). Die Betreuungsverhältnisse für die Kindergartengruppen sind in den alten Ländern im Durchschnitt ebenfalls besser (West 1 zu 8,9; Ost 1 zu 12,4). „Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Dort könnten neben Fachkraft-Kind-Relationen auch Zeitbudgets für Aufgaben wie Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit sowie Standards für berufsbegleitende Beratung der pädagogischen Fachkräfte festgelegt werden.
Der diesjährige „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ analysiert deshalb auch die strukturellen Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher. In Nordrhein-Westfalen bieten die Kitas jungen Erzieherinnen vergleichsweise wenig attraktive Arbeitsverhältnisse. Mehr als die Hälfte der ausgebildeten Fachkräfte unter 25 Jahren (58 Prozent) haben in Nordrhein-Westfalen einen befristeten Vertrag. In keinem anderen Bundesland ist die Befristungsquote für diese Altersgruppe ähnlich hoch. Bundesweit liegt sie bei rund 40 Prozent.
Eine ebenfalls eher geringe Bindung an den Arbeitgeber zeigt sich auch in einigen Tätigkeitsbereichen. Während die Kita-Leitungen als Stammpersonal zumeist unbefristet angestellt sind, hat in Nordrhein-Westfalen von den gruppenübergreifend tätigen Fachkräften und den Zweitkräften in einer Gruppe jede vierte einen Zeitvertrag. Von den Inklusionsfachkräften sind sogar 42 Prozent lediglich befristet angestellt. Bundesweit trifft das auf 31 Prozent der Fachkräfte zu, die Kinder mit Behinderung betreuen.