Die Bevölkerungsstruktur von Ostwestfalen-Lippe wird sich in den kommenden Jahren spürbar verändern. Das Durchschnittsalter steigt. Der Pflegebedarf nimmt zu. In den einzelnen Regionen verlaufen die Entwicklungen sehr verschieden. Die Kommunen stellt das vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.
Die Bevölkerungszahl von Ostwestfalen-Lippe wird bis zum Jahr 2030 um rund 88.000 Einwohner schrumpfen. Das zeigt eine Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner sowie aller Landkreise berechnet.
In 15 Jahren werden in Ostwestfalen-Lippe somit nur noch 1,94 Millionen Einwohner leben. Das sind rund 4,3 Prozent weniger als noch 2012, als 2,03 Millionen Menschen in der Region wohnten. Bielefeld wird im selben Zeitraum um 1,2 Prozent schrumpfen. Die einzelnen Kommunen nehmen eine teils gegensätzliche Entwicklung. Während Bad Lippspringe im Kreis Paderborn (+ 7,7 Prozent), Paderborn (+ 3,1 Prozent) oder Gütersloh (+ 2,3 Prozent) teilweise deutlich wachsen, verlieren Lügde und Schieder-Schwalenberg (beide im Kreis Lippe), Steinheim oder Marienmünster (beide im Kreis Höxter) in den kommenden 15 Jahren mehr als 15 Prozent ihrer Bewohner.
Städte wachsen, ländlicher Raum verliert
Verglichen mit der Gesamtentwicklung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (– 2,7 Prozent) und der Entwicklung auf Bundesebene (– 0,7 Prozent) steht einigen Regionen in Ostwestfalen-Lippe ein überdurchschnittlich starker Bevölkerungsrückgang bevor. Vor allem die Kreise Höxter (– 11,6 Prozent), Lippe (– 7,7 Prozent), Minden-Lübbecke (– 7,2 Prozent) sowie Herford (– 7,0 Prozent) werden einen Teil ihrer Bevölkerung verlieren. Die Kreise Paderborn (+ 0,7 Prozent) und Gütersloh (– 0,8 Prozent) wie auch die kreisfreie Stadt Bielefeld (–1,2 Prozent) werden ihre Einwohnerzahl hingegen weitestgehend halten. Bei den Berechnungen ist berücksichtigt, dass Deutschland insgesamt von einer verstärkten Zuwanderung profitiert.
Genereller Trend in Deutschland: Städtische Regionen wachsen weiterhin, während die Einwohnerzahlen im ländlichen Raum zumeist rückläufig sind. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Es wird immer schwieriger, eine gute Infrastruktur in den schrumpfenden und alternden Regionen zu gewährleisten.“ Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.
Gefahr von Versorgungslücken für alte Menschen
In Ostwestfalen-Lippe bedeutet die zunehmende Alterung in der Bevölkerung auch einen erhöhten Pflegebedarf in den Kommunen. 2030 wird die Hälfte der Bürger älter als 47,5 Jahre sein, während das sogenannte Medianalter 2012 noch 44,2 Jahre betrug. Auch dieser Wert verändert sich regional ganz unterschiedlich. Nach den Berechnungen wird die Spanne auf Gemeindeebene von 42 bis 55 Jahren (2012: von 38 bis 48 Jahren) reichen. Zu den „jüngsten“ Kommunen 2030 zählen Bielefeld (44,4), Paderborn (43,2) und Augustdorf im Kreis Lippe (41,9), zu den „ältesten“ Marienmünster (55,3) und Beverungen (54,0) im Kreis Höxter.
Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt in Ostwestfalen-Lippe von 114.100 (2012) bis 2030 um 28,6 Prozent auf 146.800. Bundesweit wird es einen Anstieg von 47,2 Prozent auf dann 6,30 Millionen Senioren im Alter von 80 Plus geben. Als einzige Gemeinde in Nordrhein-Westfalen wird Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke weniger über 80-Jährige zu seiner Einwohnerschaft zählen als 2012 (– 3,3 Prozent). Der höchste relative Zuwachs bei den Hochbetagten in der Region steht Schloß Holte-Stukenbrock im Kreis Gütersloh bevor (+ 78,5 Prozent). „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen. Es droht die Gefahr von Versorgungslücken durch zu wenige Pflegekräfte“, sagte Brigitte Mohn.