Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück. Feuer und Wasser gehören zu den größten Gefahren von Archivgut. Um im Ernstfall richtig zu reagieren, haben jetzt 22 Archiv-Mitarbeiter an einer Notfallübung des LWL-Archivamts im Kreisarchiv im Haus des Bauern in Rheda-Wiedenbrück teilgenommen. Simuliert wurde ein Wasserschaden im Kreisarchiv. Im Mai des vergangenen Jahres hatte sich Notfallverbund für den Kreis Gütersloh gegründet, mit dem sich die hiesigen Kommunalarchive im Schadensfall gegenseitige Unterstützung zusichern. Ralf Othengrafen, Kreisarchivar: „Denkbare Schadensfälle, auf die wir vorbereitet sein wollen, sind zum Beispiel ein Rohrbruch, Hochwasser, ein Brand und die anschließende Beschädigung der Archivalien durch Löschwasser.“
Bei einem Wasserschaden ist es aufgrund des Umfanges der betroffenen Archivalien in der Regel nicht möglich, diese an der Luft zu trocknen. Da bereits kurz nach dem Wasserschaden ein Schimmelbefall bei den durchnässten Archivalien droht, müssen sie eingefroren werden. Anschließend können sie durch die Vakuumgefriertrockung schonend getrocknet werden. Um die Archivalien jedoch unbeschadet einfrieren zu können, müssen sie zuvor in Stretchfolie oder Plastikbeutel nach bestimmten Vorgaben eingepackt werden. Die hierzu notwendigen Materialien sowie Schutzkleidung für die Ersthelfer hält der Notfallverbund in zwei Notfallboxen vor, die Ende 2014 angeschafft wurden.
Die Leitung der Übung lag bei Birgit Geller und Anna Ventura, Restauratorinnen beim LWL-Archivamt. Zur Vorbereitung der Übung hat das Kreisarchiv sowieso zur Vernichtung vorgesehene Akten, Amtsbücher und Bücher einen Tag zuvor gewässert.
Zunächst erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine ausführliche theoretische Einführung, u.a. erfolgte die Vorstellung der Inhalte der beiden Notfallboxen. An die Theorie schlossen sich praktische Übungen an, wie die Erstversorgung geschädigter Archivalien durchzuführen ist. Dabei standen für die Mitglieder des Notfallverbunds die Arbeitsabläufe und die Handhabung verschiedener Verpackungstechniken im Mittelpunkt. Auch ein Nebeneffekt: Nicht das gesamte Material erwies sich als tauglich für den Ernstfall. Die Teilnehmer packten rund zehn Zentimeter dicke Päckchen von Archivgut in die Stretchfolien, die Seiten bleiben dabei offen: „So kann das überschüssige Wasser beim Gefriertrocknen oder vorher auslaufen“, erläuterte Anna Ventura. Um sich selbst zu schützen – Stichwort Schimmelbefall – sollten im Ernstfall die Archivmitarbeiter nicht nur Handschuhe, sondern auch Mundschutz tragen.
Beteiligte Institutionen waren: Kreisarchiv Gütersloh, Stadtarchive Verl, Werther, Halle, Rheda-Wiedenbrück, Gütersloh, Rietberg, Harsewinkel sowie das Gemeindearchiv Herzebrock-Clarholz. Um auch die Wirtschaftsarchive in der Region einzubinden, nahmen auch Vertreter der Archive von Bertelsmann, Bertelsmann-Stiftung und Draiflessen-Collection teil.