Gütersloh (lwl). Den Angehörigentreff des LWL-Klinikums Gütersloh und der Caritas Sucht-und Drogenhilfe gibt es jetzt seit mehreren Wochen. Er richtet sich an eine Personengruppe, die auf den ersten Blick kein Angebot zu brauchen scheint, wie Partner:innen oder Eltern von konsumierenden Jugendlichen, erwachsene Kinder von suchtkranken Menschen oder deren Freund:innen. Doch die Mitarbeitenden in der Suchtambulanz des Klinikums und in der Suchtberatung der Caritas erleben häufig, dass diese Rolle auch hohe gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann.
„Angehörige begleiten Betroffene zum Beispiel in die Klinik, zu Beratungsstellen und organisieren Hilfen. Im Kontakt mit ihnen stellen wir fest, dass sie in ihrer Überforderung und Belastung oft ebenso behandlungsbedürftig sind wie die oder der Betroffene selbst. So sind Angehörige von suchtkranken Menschen Teil einer systemischen Erkrankung und somit immer auch ‚mitbetroffen‘“, betont Christina Albrecht, die als Pflegefachperson, Fachpflege Sucht und Systemischer Coach beim LWL-Klinikum Gütersloh viele Erkrankte und ihre Angehörigen begleitet hat.
Peter Köching, Fachbereichsleitung Suchtberatung bei der Caritas Gütersloh, kann diese Einschätzung mit Zahlen belegen: „Seit mehr als fünf Jahren stellen wir fest, dass fast ein Viertel unserer Klient:innen in der Suchtberatung Gütersloh Angehörige sind, die Hilfe brauchen. Caritasverband und LWL-Klinikum sind in der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe seit Jahren eine der zentralsten Kooperationsinstitutionen hier im Kreisgebiet. Mit dem gemeinsamen Angehörigentreff können wir jetzt eine größere Gruppe Interessierter ansprechen und noch gezielter Unterstützung anbieten.“
Die Lücke in der Versorgung von Partner:innen, Eltern oder Kindern von an Sucht erkrankten Menschen wurde nun mit einem niedrigschwelligen Angebot geschlossen, das grundsätzlich jedem offensteht. Der Angehörigentreff ist ein Ort, an dem Angehörige mit anderen Menschen zusammenkommen, die ähnliche Erfahrungen teilen. „Kernthemen bei den regelmäßigen Treffen sind beispielsweise die erlebte Hilflosigkeit gegenüber der oder dem Betroffenen, aber auch die Missachtung der persönlichen Belastbarkeit und der eigenen Grenzen, um die Funktion des Familien- oder Paarsystems aufrecht zu erhalten“, erläutert Albrecht. Viele Angehörige fühlen sich auf Grund der Abhängigkeitserkrankung ihres Angehörigen stigmatisiert und sozial isoliert. „Im Treff erfahren sie Gemeinschaft, Entlastung und Solidarität und fühlen sie sich mit ihrem Leiden und ihren Ambivalenzen verstanden“, betont Ursula Scholzen, Diplom-Sozialpädagogin bei der Caritas Sucht- und Drogenhilfe. Ziel der Treffen ist es, Angehörigen Möglichkeiten der Entlastung und Ermutigung mitzugeben, sich selbst ernst zu nehmen und etwas für das eigene Leben zu tun. „Darüber hinaus bekommen sie in den Gesprächen auch Ideen, wie sie ihren Angehörigen wirksam helfen können. Dazu gehört Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen des Hilfesystems“, betont Scholzen.
Alle Menschen aus dem engeren Umfeld von Personen, die an einer Sucht erkrankt sind oder bei denen eine solche Entwicklung vermutet wird, sind herzlich zum Angehörigentreff eingeladen. Er findet an jedem 1. und 3. Donnerstag im Monat von 16.30 bis 18.00 Uhr statt. Für den Angehörigentreff ist das Café (Raum 212) in Haus 1 (Ambulanzzentrum an der Hermann-Simon-Straße 7 in Gütersloh) reserviert. Ursula Scholzen (Tel. 05241/994070, E-Mail: scholzen@caritas-guetersloh.de und Christina Albrecht (Tel. 05241/5022022, E-Mail: Christina.Albrecht@lwl.org) stehen für die Anmeldung und für Informationen und Fragen rund um die Teilnahme zur Verfügung.
Bild: Freuen sich über den gelungenen Start des neuen Angebotes (v.l.): Christina Albrecht, Pflegefachperson, Fachpflege Sucht und Systemischer Coach am LWL-Klinikum Gütersloh, Monica Hutanu, Funktionsoberärztin und kommissarische Leiterin der Suchtambulanz LWL-Klinikum Gütersloh, Peter Köching, Fachbereichsleitung Suchtberatung bei der Caritas Gütersloh, Ursula Scholzen, Diplom-Sozialpädagogin bei der Caritas Sucht- und Drogenhilfe und Dr. Ulrich Kemper, Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am LWL-Klinikum Gütersloh (Foto: Landschaftsverband Westfalen-Lippe)