Bad Laer (ABproTWE). Seit Jahren ist das Schicksal des nördlichen Teils der Teutoburger Wald-Eisenbahn (TWE) zwischen Versmold, Lengerich und Ibbenbüren ungeklärt. Das Unternehmen LWS Lappwaldbahn Service GmbH aus Sachsen-Anhalt hat sich jetzt um die Übernahme dieses TWE-Nordabschnittes beworben.
Zwar gibt es mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) aus Bonn bereits seit längerer Zeit einen weiteren Interessenten für die Nebenbahn, doch ziehen sich die Verhandlungen mit dem Noch-Eigentümer Captrain und den Landkreisen unerwartet lange hin. Das Aktionsbündnis pro TWE nahm deshalb Ende 2014 Kontakt mit der Geschäftsleitung der Lappwaldbahn GmbH in Sachsen-Anhalt mit Sitz in Weferlingen im Landkreis Börde auf, und bereits wenig später kam es zu einem sehr konstruktiven Gespräch in Weferlingen mit dem Ergebnis, dass sich die Lappwaldbahn umgehend um die Übernahme der TWE-Nordstrecke bewarb. In den kommenden Wochen wird der Investitionsbedarf für die Instandsetzung von Strecke, Brücken und Bahndämmen aktualisiert, bevor konkrete Übernahmeverhandlungen mit Captrain und den Landkreisen aufgenommen werden.
Der 1997 gegründeten Lappwaldbahn GmbH ist es gelungen, im Grenzbereich von Niedersachsen zu Sachsen-Anhalt mehrere Eisenbahnlinien vor der endgültigen Stilllegung und Demontage zu bewahren und sie wieder zu beleben. Insgesamt wurden rund 50 km Gleise erneuert bzw. instandgesetzt und auf die heute üblichen Standards für den Güterverkehr gebracht. Befahren werden die runderneuerten Gleise der Strecke Helmstedt –
Weferlingen - Haldensleben mit modernen und leistungsfähigen Diesellokomotiven, die von reaktivierten Gleisanschlüssen Salz, Kalk und andere Massengüter in den gesamten nord- und mittedeutschen Raum befördern.
Ähnliche Pläne verfolgt das Unternehmen mit seiner Bewerbung um die Übernahme der TWE-Nordstrecke, die in den kommenden Jahren nach und nach erneuert und für einen zeitgemäßen Güterverkehr ertüchtigt werden soll. Eine zentrale Rolle spielt der ausbaufähige Hafen am Dortmund-Ems-Kanal in Ibbenbüren-Dörenthe, der sich für den Umschlag von Massengütern sehr gut eignet. Dieser Hafen ist „trimodal“, also über Wasser, Schiene und Straße gut erreichbar, was beispielsweise im benachbarten Hafen Ladbergen nicht der Fall ist. Nicht minder interessant ist auch die Achse „norddeutsche Seehäfen - Osnabrück – Lengerich – Gütersloh – Ostwestfalen“, wo zumindest mittelfristig durchaus Transportpotenziale gesehen werden. Das Aktionsbündnis pro TWE wird die Lappwaldbahn bei der Entwicklung neuer Verkehre tatkräftig unterstützen.
Die Lappwaldbahn begrüßt die Aktivitäten der Eisenbahn-Tradition und der Osning-Bahn im Bereich touristischer Verkehre, denn hier hat die TWE-Strecke Potential, was sich 2014 bei den gut besuchten Tourismusfahrten Gütersloh - Bad Laer gezeigt hat. Das Unternehmen will sich auch dafür einsetzen, dass die Besucher der Landesgartenschau 2018 in Bad Iburg bequem mit dem Zug anreisen können. Das Aktionsbündnis pro TWE hat hierfür bereits ein Konzept entwickelt.
Das Bahnunternehmen aus Weferlingen hat für touristische Zwecke auf der eigenen Strecke ihren „Anton“ im Bestand, einen Anfang der 1950er Jahren gebauten vierachsigen Triebwagen der Waggonfabrik Esslingen bei Stuttgart. Von diesen Fahrzeugtypen hatte die Teutoburger Wald-Eisenbahn seinerzeit gleich fünf im Bestand. Wer weiß, vielleicht besucht Anton irgendwann einmal den Teutoburger Wald.
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