Verl (lwl). Eine Gartenlaube aus der Zeit um 1900 in Verl (Kreis Gütersloh) ist das Denkmal des Monats Februar des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).
"Sie ist ein anschauliches Beispiel für die Alltagskultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts", sagt LWL-Denkmalpflegerin Claudia Reck. "Anhand des kleinen Gartenpavillons kann man sich die damaligen Lebensverhältnisse der Familie Schroeder besonders gut vorstellen."
Der 1677 als "Kötterstelle Verl Nr. 2" erstmals erwähnte Hof am Kirchring ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Hofstelle mit Speicher und kleiner Brennerei für eine großbürgerliche Wohnnutzung repräsentativ umgebaut. "Anlass für den Umbau waren wohl der wirtschaftliche Erfolg und die Heirat mit einer Bielefelder Kaufmannstochter. Es entstanden Räume, die dem komfortablen Wohnen sowie der Erholung dienten, denn Muße und Freizeit spielten im Familienalltag ab Ende des 19. Jahrhunderts eine zunehmend größere Rolle", erklärt Reck.
So war die Errichtung von Lauben im eigenen Garten in der vermögenden Bürgerschaft der Städte längst in Mode gekommen. "Die erfolgreiche Unternehmerfamilie Schroeder orientierte sich an diesem urbanen Zeitgeschmack, der im ländlichen Verl wenig verbreitet gewesen sein dürfte", so Reck. "Die Möglichkeit einen Ort zu schaffen, der einzig der Erholung dient, stellte einen Luxus dar, den sich nicht jeder leisten konnte."
Auch die Ausführung des kleinen Gartenpavillons ist bemerkenswert, wie die Denkmalpflegerin betont. "Mit kapitelartigen Kopfbändern, beschnitzten Pfettenköpfen und aufwändig gearbeiteten Knaggen ist die Laube ungewöhnlich reich ausgestaltet."
2021 wurde die Gartenlaube als wesentlicher Bestandteil der Gesamtanlage der Brennerei Schroeder in die Denkmalliste der Stadt Verl eingetragen. Wohnhaus und Brennerei stehen seit 1981 unter Denkmalschutz. Sie befinden sich nach wie vor in Familienbesitz und werden mittlerweile in fünfter und sechster Generation bewohnt und erhalten.
Hintergrund
Im 17. Jahrhundert bildete sich um die St.-Annen-Kapelle, den Vorgängerbau der heutigen Kirche, eine Kirchringbebauung, die den Kern der Besiedlung von Verl darstellt. Zu dieser Bebauung gehörte auch die Hofstelle Schroeder, ein Vierständerfachwerkbau mit großem Zufahrtstor und Deele. Bereits ab 1750 betrieb die Familie eine Gastwirtschaft am Ort, ab 1784 auch eine Brennerei. Im 19. Jahrhundert wurde der Ausschankbetrieb am Kirchring vergrößert und die Brennerei durch Zukauf einer Wein- und Steinhägerbrennerei zur erfolgreichen "Liqueur- und Cigarren-Fabrik Heinrich Schroeder" erweitert.
Bild: Ansicht des Garten mit Gartenlaube, die der LWL jetzt als Denkmal des Monats ausgezeichnet hat. (Foto: Landschaftsverband Westfalen-Lippe/Reck)