Recklinghausen (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) würdigt die Lokomotiv-Werkstatt der Zeche General Blumenthal 1/2/6 in Recklinghausen wegen ihrer gelungenen Umnutzung als Denkmal des Monats Juli.
Nachdem die Förderung der Schachtanlage im Jahr 1967 eingestellt worden war, fristete das leerstehende Backsteingebäude ein einsames Dasein auf dem weitgehend abgeräumten Zechenareal. Ein Recklinghäuser Unternehmer hat dafür gesorgt, dass es heute wieder genutzt wird: als modernes Büro in historischem Ambiente.
"Trotz zahlreicher Bemühungen konnte für das seit Jahrzehnten leerstehende Objekt lange Zeit keine tragfähige Nutzung realisiert werden", erinnert sich LWL-Denkmalpflegerin Eva Schulte, die das Projekt von Anfang an begleitet hat. "Erst als Andreas Heppe im Mai 2019 trotz des schlechten baulichen Zustandes ernsthaftes Interesse signalisierte, gelang die entscheidende Wende."
Die Architekten Brock und Friedrich betreuten die Sanierung des Denkmals inklusive der historischen Eisensprossenfenster. Weil die Lok-Werkstatt wenig Platz bietet, planten sie auf deren Rückseite einen Erweiterungsbau. So schufen sie Raum für eine wirtschaftliche Nutzung mit bis zu 15 Arbeitsplätzen. Eine großzügige Glasfuge verbindet ihn mit dem Bestandsgebäude.
"Mit der Lokomotiv-Werkstatt wurde im Jahr 2008 neben dem seit 1991 in die Denkmalliste der Stadt eingetragenen Pferdestall ein weiteres frühes Zeugnis des Bergwerks unter Denkmalschutz gestellt", so die Industriedenkmal-Spezialistin Schulte. "Sie dokumentiert einerseits die Geschichte der Schachtanlage, andererseits das Transportwesen der Zeche zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus handelt es sich um eine der wenigen erhaltenen werkszugehörigen Anlagen dieser Art aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg."
Die Lok-Werkstatt ist eines der wenigen verbliebenen Gebäude, die von der Geschichte des Standortes zeugen. Auch seine Architektur im Stil des Backsteinhistorismus fällt auf: "Die Traufseiten sind durch Lisenen, also schmale vertikale Verzierungen, und rundbogige Eisensprossenfenster gekennzeichnet", erklärt Schulte. "Auch das Eingangstor, heute ein großes Fenster, wird durch bekrönte Ecklisenen gerahmt. Ein kräftig ausgebildetes Traufgesims und ein Satteldach aus einfachen Eisenfachwerkbindern bilden den oberen Abschluss des Bauwerks."
Im September 2022 waren die Arbeiten abgeschlossen. In dem kleinen, aber planerisch anspruchsvollen Baudenkmal sind ebenerdig und auf zwei offenen Galerien moderne Räume für eine Agentur- und Büronutzung entstanden - mit Blick auf das Dachtragwerk und die historische Krananlage. "Damit ist die Zukunft des Baudenkmals endlich gesichert", so Schulte.
Hintergrund
Die Schachtanlage 1/2/6 wurde 1873 südöstlich des Stadtkerns an der 1870 erbauten Strecke Recklinghausen - Münster der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft errichtet. 1881 erhielt sie einen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Dadurch wurde ein größerer Kohlenabsatz möglich. Das erforderte 1904 eine erhebliche Erweiterung der Werksbahnanlagen. Die im Folgejahr errichtete Lokomotiv-Werkstatt verlor erst mit der Zusammenlegung des Bergwerks General Blumenthal und der Herner Zeche Shamrock 1967 ihren Zweck.
Bilder: Lokomotiv-Werkstatt nach der Sanierung mit Anbau im Hintergrund., Innenansicht der Lokomotiv-Werkstatt unmittelbar vor dem Umbau. & Innenansicht mit Krananlage und Emporen. (Fotos: LWL/Schulte)