Gütersloh. „Carlo, noch eine Gurkenscheibe?“ – „Ja, gerne.“ Der Zweijährige nickt und freut sich, als die Gurke auf seinem Teller landet. Auch die anderen beiden Jungen, Jasper und Atakan, genannt Atti, ziehen mit. Alle sind an diesem Morgen wild auf Gurke. Tagesvater Jan-Peter Hoff schnippelt weiter. „Wir sind alle Langsam-Esser“, sagt er. „Das dauert immer etwas, bis jeder fertig gegessen und getrunken hat. Und so lange bleiben alle am Tisch sitzen. Bei aller Lockerheit gibt es doch ein paar feste Regeln, auf die der Tagesvater Wert legt.
Jeder Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück und viel guter Laune in der Küche der Hoffs, wo die bunten Lätzchen neben den Kochlöffeln hängen. Der 38-jährige Jan-Peter Hoff hat sich vor drei Jahren entschieden, Tagesvater zu werden. „Ich wollte einfach mehr für meine Kinder da sein“, sagt Hoff, der im Veranstaltungsmanagement tätig und oft nicht zu Hause war. Sein Sohn Tore (drei Jahre) geht in die Kindertagesstätte, seine Tochter Lotta (sechs Jahre) geht zur Schule. Seine Frau ist Psychologin.
Hoff entschloss sich, den Qualifizierungskurs für Tagespflegepersonen zu absolvieren und dann kamen nach und nach die Kinder zu ihm. Carlo betreut er seit 2014. Jasper ist seit einem Jahr dabei und Atakan, mit dessen Mutter Hoff zur Schule gegangen ist, seit August. Man kennt sich, und weiß es zu schätzen, dass die Kinder einen Tagesvater haben, mit dem wilde Spiele genauso Spaß machen wie das selbst gekochte Mittagessen. „Wobei man es selten allen Recht machen kann", sagt Hoff. Der eine bevorzugt Nudeln, Reis und Kartoffeln, der andere liebt hauptsächlich Fleischgerichte.
Nach dem Frühstück zieht es das kleine Team an die frische Luft, auf den Spielplatz oder auch in das Familienzentrum St. Marien, wo ein regelmäßiger Treffpunkt für Tagesväter und- mütter eingerichtet wurde. Gegen 11 Uhr geht es meistens zurück nach Hause, wo Hoff für das Mittagessen und die anschließende Mittagsruhe sorgt. Streit unter den Dreien gibt es selten. „Ich brauche nur etwas die Stimme zu heben“, sagt Hoff. Das wirke bereits.
Der Tagesvater geht den Tag locker und gelassen an, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen durch die vielen Kleinigkeiten. Das spüren auch die drei Kinder. „Tagesvater zu werden war die absolut richtige Entscheidung“, sagt Hoff. Ob Mittagessen kochen, Spielen, Windeln wechseln: Die Zeit ist ausgefüllt. Um drei Uhr werden die Jungen in der Regel von ihren Eltern abgeholt.
„Leider gibt es bislang nur fünf Tagesväter in Gütersloh“, sagt Katrin Schweser von der Kindertagespflege der Stadt Gütersloh. Während rund 80 Tagesmütter in der Stadt Gütersloh zur Verfügung stehen, können sich die Männer eher seltener für diese Aufgabe entscheiden. Schweser und ihre Kolleginnen kommen zweimal im Jahr zu den Familien, die Kinder in Tagespflege betreuen. Sie beraten rund um die Vermittlung, die Betreuung und die Tagespflegeperson und bieten so Unterstützung an.
Bei so einem Familienbesuch lassen sie sich auf das Spiel der Kinder ein. Während Katrin Schweser mit Carlo und Jasper schon einmal die Bobby-Cars aufstellt, muss Hoff eben noch die Frühstückssachen in den Kühlschrank stellen und die Arbeitsplatte abputzen. Ein Tagesvater hat eben immer viel zu tun.