Mit dem Klemmbrett unter dem Arm startet Peter Helbig die Kontrollrundfahrt zu drei Gütersloher Frei- und Hallenbädern. Es ist kurz nach 9 am Morgen und die Temperaturen haben die 30 Grad Marke bereits geknackt. Es sind Sommerferien und damit ist Hochsaison in den Schwimmstätten. Seit 25 Jahren arbeitet Peter Helbig als Gesundheitsaufseher beim Kreis Gütersloh und inspiziert unter anderem regelmäßig die Schwimmbäder und die zugehörigen Sauna-Betriebe in Gütersloh und Steinhagen. Auf der Grundlage des Infektionsschutzgesetzes und der DIN 19643 prüft er die Einhaltung der technischen und hygienischen Anforderungen. Denn als einer von vier Vollzeitangestellten ist er für den Schutz der Kreisbewohner vor Infektionskrankheiten zuständig.
„Die Freibäder nehmen wir in den Ferien unter die Lupe. Dann ist hier viel los und wir sehen, ob die Betreiber dem Ansturm gewachsen sind“, erläutert er den Zeitpunkt. Sein erstes Ziel ist die Welle mit der angeschlossenen Järvesauna. Dort trifft er sich mit Martin Hilmert, Technischer Leiter der Bäderbetriebe bei den Stadtwerken Gütersloh, die die Bäder betreiben. Gemeinsam nehmen sie die Kontrollgänge bei der Welle, dem Parkbad, dem Nordbad und dem Hallenbad vor und sind ein eingespieltes Team. „Uns ist es wichtig, dass wir nicht als der ‘böse Kontrolleur‘ gelten. Wenn es Probleme gibt, möchten wir sachlich darüber sprechen können und nicht mit erhobenem Finger mahnen“, beschreibt Helbig das lockere Verhältnis zu Hilmert.
Die Kontrolle der Welle erfolgt vor der Öffnung, sodass auch die Saunen und Umkleiden inspiziert werden können. Am Naturteich der Järvesauna machen die beiden Halt. Ein paar kleine Fische flitzen durch das klare Wasser. „Eigentlich sind Fische in solchen Schwimmteichen nicht gerne gesehen. Aber das gehört zur Natur dazu. Wenn es zu viele werden und die Wasserqualität beeinträchtigt werden könnte, dann werden sie umgesiedelt.“ Helbig und Hilmert erinnern sich schmunzelnd an ein prägendes Ereignis zurück: „Wir hatten an einem Wochenende eine sehr große glückliche Entenfamilie hier. Den Teich mussten wir ein paar Tage schließen, damit er sich wieder regulieren konnte“, erzählt Martin Hilmert.
Trotz der Sommertemperaturen wird auch die Sauna kontrolliert, die bereits auf Betriebstemperatur gebracht wurde. Die beiden Fachmänner erinnern sich daran, wie kompliziert viele Vorgänge früher waren. „Tauchbecken wurden zum Beispiel manuell befüllt. Da wurde einfach Wasser zugegeben, wenn es zu wenig wurde. Ein Austausch fand nur selten statt. Heute sind die Regelungen dazu glücklicherweise strikter und die Technik besser“, so Helbig. Keime und Bakterien findet man dadurch kaum noch. Auf dem Weg durch das Bad werden die aktuellen Umbaupläne besprochen. „Das Gesundheitsamt ist bei solchen Umbauten ebenfalls involviert. Wir prüfen, welche Anlagen verbaut werden und was später geplant wird.
Da greifen viele Hände ineinander, damit am Ende ein tolles Badeerlebnis für den Besucher entsteht“, beschreibt Helbig und geht die Treppe zur Technik hinunter. Riesige Filter- und Pumpanlagen verbergen sich unter den Becken, durch die kontinuierlich das Wasser rauscht. Auch hier zeigt sich: Alles im grünen Bereich. „Kontrolliert wird bei den Rundgängen auch der äußere Eindruck: Ist alles heil und sauber? Gibt es genug Mülleimer, tragen die Mitarbeiter beim Tausch der Chlorflaschen entsprechende Schutzkleidung etc. Die Wasserproben laufen automatisch, wir bekommen die Ergebnisse direkt auf den Computer und können schnell reagieren.
Auch die Betriebstagebücher, in denen Reinigungen und weiteres festgehalten wurden, gibt es nur noch elektronisch. Das spart Zeit für alle.“ Auch bei der Kontrolle des Parkbades und des Nordbades ist alles in Ordnung. Die Kiosk-Betreiber und Angestellten erwähnen jedoch, dass es nicht immer einfach ist, alle Anforderungen an die Sauberkeit zu erfüllen. Viele Besucher lassen ihren Müll einfach liegen, obwohl genug Mülleimer auf dem Gelände stehen. „Das ist das häufigste Problem. Wir bekommen Meldungen von Gästen, die sich über die mangelnde Sauberkeit beschweren. Dabei produzieren andere Besucher so viel Müll, dass die Mitarbeiter kaum hinterherkommen“, schüttelt Helbig den Kopf. „Da können wir nichts machen außer an die gute Erziehung eines jeden zu appellieren. Wer Müll hinterlässt, sollte ihn auch selber wegräumen.“
Auf dem Weg zurück ins Büro erzählt Peter Helbig von seinem Aufgabenbereich außerhalb der Bäderkontrolle: Zum Beispiel der Einhaltung der Trinkwasser- und Umwelthygiene, der Krankenhausüberwachung und dem Schutz vor Infektionen. „Wenn uns zum Beispiel die Masern-Erkrankung eines Schulkindes gemeldet wird, muss schnell gehandelt werden, um die Verbreitung einzudämmen.“
Daraufhin werden alle Personen kontaktiert, die in den vergangenen Tagen mit dem Kind zu tun hatten. So auch die Schule sowie der Kindergarten des kleinen Geschwisterkindes. „Wir rufen dann dazu auf, dass alle Personen aus diesem Umkreis ihre Impfausweise mitbringen. Liegt keine Impfung vor, müssen sie der Schule oder dem Kindergarten für einen bestimmten Zeitraum fern bleiben, um eine Weiterverbreitung zu vermeiden“, beschreibt Helbig das Vorgehen, schließlich werden die Masern aufgrund ihrer teilweise schweren Komplikationen gefürchtet. Mehrmals im Jahr – und laufend gegen die weit über 2.000 jährlich gemeldeten weiteren Infektionskrankheiten – werden er, seine Kolleginnen und sein Kollege gegen die Masern aktiv und sehen ihren Erfolg darin, dass es seit Jahren zu keinem großen Ausbruch im Kreis Gütersloh kam. „Es ist eine aufwändige Puzzle-Arbeit herauszufinden, wer Kontakt zu dem Kind hatte und wer sonst betroffen sein könnte. Eine schnelle Diagnose eines betroffenen Patienten ist somit das A und O.“
Peter Helbig ist Gesundheitsaufseher mit Herz und Seele. In der Ausbildung lernt man viele Bereiche kennen, wie Krankenhäuser, Kläranlagen oder die Arbeit im Labor. So weiß man, wie die verschiedenen Institutionen arbeiten und wer als Ansprechpartner zur Verfügung steht. „Mein Job ist sehr vielfältig. Man lernt viele Menschen kennen und immer etwas Neues dazu. Dadurch wird es nicht langweilig“, lautet sein Fazit als Gesundheitsaufseher im Kreis Gütersloh.