Die Gesundheitswirtschaft ist Jobmotor im Kreis Gütersloh. Rund 12.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftige arbeiten in den stationären und ambulanten Einrichtungen der Gesundheitsversorgung und in den Unternehmen der Zulieferindustrie und benachbarten Dienstleistungen. Das entspricht leicht über acht Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Kreis Gütersloh (Daten der Bundesagentur für Arbeit). In den vergangenen zehn Jahren sind allein in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen über 3.000 Beschäftigte hinzugekommen. Die Industriebetriebe und Dienstleistungsunternehmen konnten ein Plus von rund 2.500 Beschäftigten verzeichnen.
Um diese Entwicklung in der Gesundheitswirtschaft zu unterstützen, zu fördern und in den Fokus zu rücken, hat die pro Wirtschaft GT GmbH, begleitet durch das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL und in Zusammenarbeit mit Stadt und Kreis Gütersloh sowie einigen Unternehmen, eine Initiative gestartet, bei der Dienstleister und Unternehmer gemeinsam an der künftigen Weiterentwicklung der Gesundheitswirtschaft im Kreis Gütersloh arbeiten. „Wir haben verstanden, dass wir uns um das Megathema Gesundheit intensiver kümmern müssen“, so Albrecht Pförtner, Geschäftsführer der pro Wirtschaft GmbH. Der Kreis Gütersloh sei ein wirtschaftsstarker Kreis mit Marken wie Miele, Bertelsmann, Claas und anderen. Man müsse sich aber auch um die Gesundheit und Lebensqualität der mehr als 350.000 Menschen in den 13 Städten und Gemeinden des Kreises kümmern. „Das ist ein klares Thema für die Wirtschaftsförderung“, bekräftigt Pförtner, „denn Gesundheit ist auch deshalb ein Standortfaktor, weil wir im Wettstreit um Fachkräfte sind, weil sich dort, wo medizinische Versorgung und Lebensqualität gut sind, die Menschen gern mit ihren Familien niederlassen. Und das ist dann auch gut für unsere Unternehmen.“
Bürgermeisterin Maria Unger betonte, dass mit dieser Initiative eine Netzwerkarbeit startet, die Voraussetzung ist, um innovative Visionen und Projekte in der Gesundheitswirtschaft vor Ort zu entwickeln. Vor allem kleinere Unternehmen könnten davon profitieren.“ „Das ist eine echte Chance für die Region“, so auch Dr. Stefan Kettelhoit, Geschäftsführer der Hermann Bock GmbH. Das Verler Unternehmen steht mit einer langen unternehmerischen Tradition für hochwertige Pflegebetten. „Wer sich heute als Visionär im Pflegemarkt behaupten will, der ist auf Kreativität und Vernetzung angewiesen.“
Dieses Wachstum in der Gesundheitswirtschaft ist zum Teil dem demografischen Wandel und den Bedürfnissen einer älter werdenden Gesellschaft geschuldet. Das Beschäftigungswachstum liegt aber auch darin begründet, dass im Kreis Gütersloh innovative Unternehmen wie QUIRIS HealthCare, Baxter Oncology, Pflüger, Hermann Bock, Mitschke oder arvato Healthcare zu Hause sind.
In zwei Workshops haben sich die Initiatoren zusammen mit Unternehmern über die Gesundheitswirtschaft ausgetauscht und erste Maßnahmen angestoßen. Im März 2016 wird der Zukunfts.Kreis.GT das Thema Gesundheitswirtschaft aufgreifen. In Projekten sollen Themen der Digitalisierung in Medizin und Pflege oder die Zukunft des Gesundheitshandwerks entwickelt werden. Die Förderung von Start-ups im Gesundheitsbereich soll intensiviert werden.
Die gesellschaftlichen Veränderungen und der medizinisch-technische Wandel fordern eine moderne Ausbildung mit fachlicher Spezialisierung. Deshalb planen die Initiatoren auch eine Weiterentwicklung der Zentralen Akademie für Berufe im Gesundheitswesen (ZAB) zu einer „Akademie im Park“. Die ZAB hat ihren Sitz auf dem Gelände des LWL-Klinikums und ist der größte Ausbildungsbetrieb in Ostwestfalen-Lippe. Viele Krankenhäuser aus der Region lassen hier ihre Pflegefachkräfte ausbilden. Die Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtung im Park hat sich zu einem Leuchtturm entwickelt, der mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Unter anderem bietet die ZAB seit über fünf Jahren zusammen mit der FH Bielefeld einen dualen Modellstudiengang „Bachelor Gesundheits- und Krankenpflege“ an.
Ein Schwerpunkt der Initiative „Gesundheitswirtschaft im Kreis Gütersloh“ wird in der Sicherung von Fachkräften für die Gesundheitsberufe liegen. Denn, so Andreas Westerfellhaus, Geschäftsführer der ZAB: „Wir brauchen mehr Köpfe in Pflege und Medizin. Das ist der Schlüssel für die Zukunft. Die Politik hat bislang keine wirklich zielführenden Antworten auf den Fachkräftemangel geliefert. Wir müssen das vor Ort anpacken und hier im Kreis noch bessere Ausbildung und Berufsmöglichkeiten für junge Menschen in den Gesundheitsberufen schaffen.“ Westerfellhaus ist auch Präsident des Deutschen Pflegerats in Berlin. Dort schätzt man, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis zum Jahr 2030 um rund 50 Prozent zunehmen und dann rund eine halbe Million Stellen für Vollzeitkräfte in der Pflege unbesetzt sein werden.
Neben der Aus- und Weiterbildung für Medizin und Pflegeberufe gibt es auch erste Ideen zur Einrichtung lokaler Gesundheitszentren, um eine möglichst gute medizinische Versorgung im Kreis Gütersloh langfristig zu sichern. Denn nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen ist die hausärztliche Versorgung im Kreis Gütersloh zwar nicht akut bedroht, aber schon heute sind mehr als ein Drittel der Hausärzte über 60 Jahre alt. Mit der Suche nach zukunftssicheren Modellen folgt man den Empfehlungen vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, der jüngst erneut gefordert hatte, die Kommunen bei der Entwicklung zukunftssicherer Versorgungsstrukturen zu unterstützen.
Dass auch Kompetenz in den neuen Technologien dabei eine große Rolle spielt, sehen die Initiatoren und setzen mit der Idee von „SmartHealth“ unter anderem auf Apps und Innovationen im HighTech-Bereich. Auch hier ist der Kreis Gütersloh mit der Nase vorn: Erst vor kurzem konnten die Erfinder der Smartphone-App “Mobile Retter” des gleichnamigen Vereins aus Rheda-Wiedenbrück überraschend den Publikumspreis beim bundesweiten Wettbewerb “Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen” abräumen.
Die Initiative „Gesundheitswirtschaft im Kreis Gütersloh“ ist offen für alle Interessierten aus Unternehmerschaft, Ärzteschaft, der Gesundheitsfachberufe, Politik und Verwaltung.
Kontakt: Albrecht Pförtner, albrecht.pfoertner@pro-wirtschaft-gt.de, 05241-851087