Gütersloh (gpr). Linus staunt Bauklötze. Den leibhaften Anblick der großen, orangefarbenen Autos quittierte er mit einem staunenden : „Boaaaaaaaaaaaah“. Zu viel mehr reichte des Wortschatz des Eineinhalbjährigen noch nicht. Immerhin hatte sein Vater Matthias Borner dem Filius beigebracht, „dass seine Windeln in die Mülltonne kommen, die dann vom Müllwagen abgeholt werden“. Noch größer ist die Freude des oftmals hinter der Fensterscheibe der Müllabfuhr entgegen fiebernden Duos; „wenn die Müllwagenfahrer auch noch zurück winken“, so Papa Borner. Wie die Transportfahrzeuge von innen aussehen, ihre Funktion, die Unterschiede zwischen Drehtrommel- und Pressmüllwagen, die Bedeutung der unterschiedlichen farbigen Mülltonnen, Details über die Haltbarkeit der Reinigungsborsten an Kehrmaschinen und vieles, vieles mehr nahm das Vater-Sohn-Duo am Tag der Deutschen Einheit beim Fachbereich Stadtreinigung an der Goethestraße persönlich in Augenschein. 90 weitere Kinder mit ihren Eltern taten es ihnen gleich - und staunten ebenso.
Erstmals beteiligten sich die „Sauberkeits-Experten“ der Stadt am Feiertag an dem durch die „Sendung mit der Maus“ initiierten "Türöffner-Tag 2017“. Anlässlich des 40. Maus-Geburtstages öffneten sich am 10. Juli 2011 erstmals Museen, Feuerwehren, Polizeistationen und andere Institutionen zur Beantwortung von Kinderfragen. In diesem Jahr gingen deutschlandweit 727 ansonsten verschlossene Türen von Bienenmuseen, Sternwarten, Geigenbauern, Knopfmuseen oder die Weihnachtshimmelwerkstatt in Himmelstadt für vorangemeldete Besuchergruppen auf. Auch der Türöffner-Tag der Stadtreinigung war – bei freiem Eintritt - bereits einige Wochen vorher nach den ersten Medienveröffentlichungen ausgebucht.
„Hier wird der Bär, beziehungsweise die Maus los sein“, freute sich Thomas Schikora von der Stadtreinigung schon vorher auf die drei Führungen. Für die Einblicke in die Stadtreiningswelt hatten die Experten für Ordnung und Sauberkeit auf dem Gelände die vier Stationen „Müllfahrzeuge“, „Kehrmaschinen“, „Abfall-Tonnen“ sowie "Streufahrzeuge" aufgebaut. Auf Thomas Schikoras persönlicher Hitliste standen die Mülltransporter auf Platz 1. Der Grund hierfür zeigte sich, als nach der Einführung über Fahrzeugaufbau, Vorgehensweise, Sicherheitsmechanismen bei einem von sonst fünf täglichen Einsatzfahrzeugen (drei Restmüll; zwei Kompost) hinten der Schlund aufging. Thomas Schikora: „Der Drehmüllwagen hat eine Nutzlast von 11 Tonnen oder 11.000 Kilogramm. Das Fassungsvermögen beträgt 20 Kubikmeter Müll. Die Größe sieht man nur, wenn man - wie heute - das Heck öffnet. Durch das Drehen der Trommel wird der eingefüllte Müll verdichtet“.
Das Gros der Kinder hatte bei den von Thomas Schikora und seiner Kollegin Sandra Engbert geleiteten Einblicken einen anderen Favoriten ausgemacht. Als es nach dem Erklären zur Bedeutung von orangenen, schwarzen und grünem Mülltonnendeckeln darum ging, sich einen Platz in dem 1.100 Liter fassenden Großmüllcontainer zu sichern, war die Rasselbande kaum halten. Nacheinander hob Schikora sechs, sieben Kinder in das nagelneue Behältnis. Die Frage: „Sollen wir den Deckel noch zumachen ?“ ging in einem vielstimmigen „jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“ unter. Für die kleinen Müllexperten ab fünf Jahren ein Heidenspaß. Den hatten am Ende auch die Verantwortlichen der Stadtreinigung.
Thomas Schikora zeigte sich mit dem Ablauf der Premiere extrem zufrieden: „Es hat alles gut funktioniert. Die Leute waren zufrieden. Einige haben sich sogar per e-mail bedankt. Von unserer Seite besteht die Absicht einer Wiederholung im kommenden Jahr“. Auch die begleitenden Eltern zeigten sich bestens gelaunt. Stellvertretend für das ebenfalls interessiert zuhörende Elterncorps zog Matthias Borner, Buchautor, Stadtführer und das Fazit : " Auch wir Erwachsenen haben viele Dinge erfahren, die wir vorher nicht wussten“. Der durch seine augenzwinkernden ostwestfälischen Sprachkurse für Neu-Gütersloher bekannte Hobby-Buchautor („Pölter, Plörre und Pinöckel“) und Indoor-Stadtführer im Theater („Gütersloh für Besserwisser“) hatte bereits kreative Pläne zur Einbindung der Informationen in zukünftige Programme und Stadtrundgänge. Möglicher Arbeitstitel, so Borner augenzwinkernd : "Müll-Tour". Und Linus ? Der hatte immerhin zwei neue Wörter gelernt: „Tschüss Müllauto".