Kinderarbeit, geringe Löhne, miserable Arbeitsbedingungen – an die Lösung dieser Probleme denkt man zuerst, wenn man den Begriff „Fairtrade“ hört. Dass aber noch viel mehr dahinter steckt und dass jeder Einzelne – auch im fernen Gütersloh – die sogenannten Entwicklungsländer unterstützen kann, erlebt Maik Schrey bei seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Fairtrade-Steuerungsgruppe.
„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt“ – nach dieser Weisheit von Mahatma Gandhi lebt der 44-Jährige. Das, was er möchte, sind Handelsbeziehungen auf Augenhöhe sowie ein gerechtes und von gegenseitiger Achtung und Anerkennung geprägtes Miteinander auf der Welt. Das, was er macht, ist, danach zu leben und sich für die Fairtrade-Steuerungsgruppe einzusetzen. Das bedeutet: Bewusst konsumieren, fair mit Ressourcen umgehen und Produkte aus fairem Handel nutzen. „Durch den Kauf von Fairtrade-Produkten erhält der Produzent eine Einnahme, mit der er sein Leben auskömmlich gestalten kann“, erklärt Schrey. Dies biete Perspektiven: Es können zum Beispiel Wasserleitungen angelegt, Krankenhäuser und Schulen gebaut werden, die die Kinder auch besuchen können. Sie müssen nicht mitarbeiten und zum Familieneinkommen beitragen, da ihre Eltern faire Löhne erhalten. Fairtrade-Produkte garantieren soziale Produktionsbedingungen, auf Langfristigkeit ausgerichtete Handelsbeziehungen und einen Produktionsprozess, der den Schutz der natürlichen Ressourcen im Blick hat. „Die zusätzliche Fairtrade-Prämie fördert zudem die Basisdemokratie im Erzeugerland, da die Produzenten gemeinschaftlich entscheiden, für welche Gemeinschaftsprojekte das Geld verwendet werden soll“, berichtet der 44-Jährige.
Ein Bewusstsein dafür zu schaffen und die Thematik in die Herzen und Köpfe der Menschen zu bringen, sind die Hauptaufgaben der Fairtrade-Steuerungsgruppe. Maik Schrey kam über seine Mitarbeit im Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde, wo er sich mit dem Schwerpunkt „Eine Welt“ auseinandersetzt, zur Steuerungsgruppe. Seine Motivation erklärt er mit seiner christlichen Grundhaltung: „Wir sind dazu da, Gottes Schöpfung zu bewahren und vernünftig miteinander umzugehen.“ Mit der Steuerungsgruppe macht er bei Veranstaltungen wie den bekannten Fairen Wochen, die dieses Jahr vom 11. bis zum 25. September stattfinden, aber auch beim Gütersloher Frühling und durch Kochkurse auf Fairtrade aufmerksam. Mit diesen und anderen Veranstaltungen sowie begleitender Öffentlichkeitsarbeit erfüllt die Fairtrade-Steuerungsgruppe für die Stadt Gütersloh die Kriterien für das Siegel „Fairtrade-Town“. Im Oktober vergangenen Jahres hat die Stadt Gütersloh zum zweiten Mal das Siegel von Transfair e.V. erhalten.
Menschen, die ihn als Weltverbesserer abtun oder meinen, die Probleme seien weit weg, antwortet Maik Schrey: „Wir leben in Zeiten der Globalisierung. Viele Dinge, die bei uns passieren, haben Auswirkungen auf andere Teile der Welt.“ Ein Beispiel: Handys enthalten seltene Erden, die im Kongo gewonnen werden. Damit die Menschen hier telefonieren können, wird dort die Natur zerstört und Menschen müssen unter unwürdigen Bedingungen in Mienen arbeiten. „Wir sollten uns fragen: Was löst das, was ich hier tue, woanders aus?“, so Maik Schrey. Denn Fairtrade bedeute auch Ressourcen- und Bodenschutz, Gegenstände lange zu benutzen, anstatt sie durch neue zu ersetzen sowie bewusstes Konsumieren. „Wir haben zu viel, andere haben zu wenig. Was ich nicht verbrauche, steht anderen zur Verfügung“, erklärt Maik Schrey.
Regelmäßig verkauft der 44-Jährige fair gehandelte Produkte aus dem Eine-Welt-Laden der evangelischen Kirchengemeinde in Gemeindezentren. Dazu gehören nicht nur die Klassiker wie Kaffee, Schokolade und Tee, sondern auch Textilien, Schmuck oder Zucker. Der Laden der evangelischen Kirchengemeinde in der Spiekergasse feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Aktuell gibt es Überlegungen, einen Verein zu gründen, der den Eine-Welt-Laden tragen und Bildungsarbeit machen soll. Besonders wichtig ist Maik Schrey die Botschaft, dass jeder aus der Zuschauerrolle herauskommen, etwas verändern und sich einbringen kann. Dies sei für unsere demokratische Gesellschaft überlebenswichtig.
Wer am Thema Fairtrade oder an der Mitarbeit im Verein interessiert ist, kann sich bei Maik Schrey telefonisch unter 05241/28720 oder per Mail an maik.schrey(at)web.de melden.