Schlaganfall-Lotsen-Projekt der Bürgerstiftung Gütersloh geht zu Ende
Gütersloh. Nach einem schweren Schlag zurück ins Leben zu kommen - dabei hat Anke Siebdrat vielen Menschen aus Gütersloh geholfen. Dreieinhalb Jahre lang hat sie als eine der bundesweit ersten Schlaganfall-Lotsinnen gearbeitet, ihre Stelle wurde mit 150.000 Euro von der Bürgerstiftung Gütersloh finanziert. Das Modellprojekt, das in Partnerschaft mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und dem Sankt Elisabeth Hospital durchgeführt wurde, geht nun zu Ende. Anke Siebdrat zieht eine positive Bilanz und wird sich auch in Zukunft dem Thema "Versorgung von Schlaganfall-Patienten" widmen.
"Ich kann gar nicht sagen, was für mich in der Rückschau das Wichtigste ist", sagt Anke Siebdrat beim Abschiedsbesuch in der Bürgerstiftung. "Egal, ob es die vielen dankbaren Rückmeldungen der Patienten im Hospital waren, die hohe Kooperationsbereitschaft der Netzwerkpartner wie niedergelassene Ärzte oder Reha-Kliniken oder die freundschaftliche Begleitung durch die Bürgerstiftung - alles hat dieses Projekt so erfolgreich werden lassen."
In über drei Jahren hat Siebdrat viele Schlaganfall-Patienten begleiten können, hat ihnen häusliche Unterstützung, den Wiedereinstieg in den Beruf und das Alltagsleben leichter gemacht. "Außerdem habe ich in Absprache mit den behandelnden Ärzten auf die Verbesserung der Risikofaktoren gedrungen", berichtet Anke Siebdrat. Individuelle und realistische Ernährungs- und Bewegungsprogramme, Rauchentwöhnung, Reha-Begleitung und Hilfe bei der Medikamenten-Einnahme - das alles gehört zum Betreuungsprogramm der Lotsin. Ihr wichtigstes Ziel hat sie bis heute bei allen ihren Patienten erreicht: die Vermeidung eines wiederholten Schlaganfalls.
Auch Brigitte Büscher, ehrenamtliche Sprecherin der Bürgerstiftung, zieht eine positive Bilanz: „Als wir das Projekt vor über drei Jahren gestartet haben – damals vor allem durch das Engagement unseres verstorbenen Vorstandskollegen Dr. Gerd Wixforth, haben wir uns gewünscht, dass es ein Erfolg wird. Wir sagen: Das hat geklappt!“ Ziel des Projekts war es zu zeigen, dass diese Form der Patientenbegleitung einen deutlichen Gewinn an Lebensqualität sowohl für die Patienten als auch für deren Angehörige mit sich bringt und eine flächendeckende, qualitätsgesicherte Schlaganfall-Versorgung garantiert.
„Wir werden das Projekt auswerten, um zu beweisen, dass Schlaganfall-Lotsen nicht nur ein Gewinn für die Patienten sind, sondern unter dem Strich auch viele Folgekosten vermeiden“, sagt Dr. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schlaganfall-Hilfe. Das Gütersloher Modell der Schlaganfall-Lotsin hat Schule gemacht: in Ostwestfalen-Lippe wurden gut 300 Menschen durch fünf weitere Lotsen versorgt, die von Anke Siebdrat geschult und beraten wurden. Diese zusätzlichen Lotsen wurden finanziert aus Mitteln eines Modellprojekts, das die Landesregierung bewilligt und mit fast einer Millionen Euro finanziert hat.
Viele Angebote in der Gesundheitsversorgung sind eine Frage der Finanzierung. Die Schlaganfall-Hilfe verhandelt derzeit mit den Krankenkassen in OWL und zeigt sich optimistisch, dass sie die Schlaganfall-Lotsen finanzieren werden. „Wenn die Lotsen auf Dauer im Gesundheitssystem integriert werden könnten, wäre das ein zusätzlicher Erfolg dieses Projekts – über die gute Versorgung vieler Schlaganfall-Patienten durch Anke Siebdrat hinaus“, sagt Brigitte Büscher von der Bürgerstiftung.
Alle Partner im Projekt werden dem Thema „Versorgung von Schlaganfall-Patienten“ treu bleiben. Im Elisabeth Hospital wird es beispielsweise weiter eine umfassende Versorgung der Schlaganfall-Patienten geben: „Wir werden auch in den nächsten zwei Jahren einen Schlaganfall-Lotsen beschäftigen, da die wertvolle Arbeit unsere Behandlungsqualität nach dem Krankenhausaufenthalt absichert“, sagt Dr. Stephan Pantenburg, Geschäftsführer des Sankt Elisabeth Hospitals.