Halle (Westf.). „Wir suchten eine berufliche Veränderung: wir wollten etwas komplett anderes machen. Viele unserer Freunde hielten das für wagemutig“, schmunzeln Selma und Rüdiger Maria Müller. Mit ihrem jungen Label manbefair entwirft das Ehepaar schicke, zeitlose Taschen zu fairen und umweltfreundlichen Produktionsbedingungen und vertreibt diese online. Während die Taschen in Indien produziert werden, kümmert sich das Zweieinhalb-Mann-Unternehmen in Halle(Westf.) um die Designs, den Onlineshop und den Versand der edlen Taschen aus Eco-Leder. „Wir wollen zeigen, dass es im Kreis Gütersloh tolle und leidenschaftliche Jungunternehmen gibt. Ein lebhafter Wirtschaftsstandort wie der Kreis Gütersloh braucht neben den großen Marken auch Gründungen wie manbefair, um auch noch zukünftig stark zu sein,“ erklärt Albrecht Pförtner den Besuch im Show-Room des jungen Labels in der Alten Lederfabrik.
Rüdiger Maria Müller arbeitete als Manager und Geschäftsführer in der Kredit- und IT-Branche. Seine Frau Selma kümmerte sich nach einigen Jahren Agenturarbeit um die beiden Kinder. „Wir kamen an den Punkt, an dem wir uns fragten, ob es noch etwas Anderes im Leben gibt“, erklärt Rüdiger Müller. 20 bis 30 unterschiedliche Geschäftsideen besprachen die beiden, bevor sie auf den Markt für Taschen und Accessoires stießen. „Bei unseren Recherchen stellten wir fest, dass es kaum Angebote von Fair Trade-Taschen gab, die gleichzeitig bezahlbar und stylisch waren - also verfolgten wir diesen Ansatz weiter“, erinnert sich Selma Müller. Es folgte ein Jahr der Planung und Vorbereitung: eine umfangreiche Markt- und Wettbewerbsanalyse, erste Überlegungen zu den Vertriebskanälen und den notwenigen Prozessen, Kontakte zu Lieferanten und Branchenkennern wurden aufgebaut. „Als E-Mails und Skype-Telefonate nicht mehr ausreichten, flog ich nach Indien, um mit verschiedenen Lieferanten persönlich zu sprechen“, schmunzelt Müller. „Als Startup brauchten wir Partner vor Ort, die an unsere Idee glaubten - denn wir hatten keine Erfahrung, hatten hohe Anforderungen an die Qualität und wollten komplexe Produktvarianten in kleinen Stückzahlen beziehen“, ergänzt seine Frau. Vor allem die Produktentwicklung sei wichtig. Alle Entwürfe und die daraus entstandenen Prototypen werden durch die Müllers im Alltag auf Herz und Nieren getestet. „Hier muss jedes Detail stimmen. Wir streiten oft über Kleinigkeiten - aber genau die machen es oft aus, ob eine Tasche ein Bestseller oder ein Flop wird“, meint Selma Müller. Das Feedback von Kunden sei ebenfalls enorm wichtig, um besser zu werden. „Wissen kann man sich aneignen, aber die Leidenschaft und Motivation für eine Selbstständigkeit muss man mitbringen“, sind die Müllers überzeugt.
Mehr mutige Gründer können Interessierte beim Gründerforum am 13. September im CLAAS Greenhouse in Harsewinkel erleben. In diesem Jahr berichtet Cynthia Barcomi, Inhaberin einer Kaffeerösterei und des Barcomi‘s Deli in Berlin, Fernsehköchin und Kochbuchautorin aus Berlin, sowie weitere junge Unternehmen von ihrem Erfolgsrezept.
Bildzeile: mit edlen Fair Trade-Taschen zur erfolgreichen Unternehmensgründung: Rüdiger Maria und Selma Müller (manbefair.com), Albrecht Pförtner und Anna Niehaus (pro Wirtschaft GT) (v.l.n.r.)
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