Gütersloh (gpr). Im Standesamt erstrahlen bald leuchtend farbige und auch ein wenig rätselhafte Bilder: Unter den 20 Bewerbungen, die in diesem Jahr für die Ausstellung im Gütersloher Standesamt eingegangen sind, konnte sich die Jury, bestehend aus Vertretern des städtischen Fachbereichs Kultur, der Öffentlichkeitsarbeit, Mitarbeiterinnen des Gütersloher Standesamts und der externen Kunsthistorikerin Birgit Laskowski, auf die ungewöhnlichen Arbeiten des Gütersloher Fotografenmeisters Peter Woitschikowski einigen.
Wie immer, war dies keine einfache Wahl, zumal die Jury nicht nur ästhetische Kriterien, sondern auch kulturelle Aspekte in ihre Wahl mit einfließen ließ. Im Standesamt schließen Paare unterschiedlichster Herkunft und religiöser Konfession die Ehe und sollen sich in den Räumen an der Kirchstraße alle gleichermaßen wohlfühlen.
Die Werke von Woitschikowski enthüllen nicht auf den ersten Blick, dass es sich hier um Fotografien handelt. Ihre Bildquellen sind mit bloßem Auge gar nicht sichtbar. Die bunten Farben und Formen darauf entfalten winzige Kristalle, die der Künstler seit über 30 Jahren mittels spezieller Beleuchtung durch ein Mikroskop fotografiert. Im Anschluss gilt es, aus dieser überbordenden Vielfalt der Farben und Formen eine harmonische, ästhetisch ansprechende Bildkomposition zu erstellen. Dies erfordert im schöpferischen Prozess manchmal mehrere Wochen. In den daraus resultierenden abstrakten Bilderwelten, deren Details an Nahaufnahmen von Pfauenfedern, Blütenblättern oder Getreideähren erinnern, kann man sich entweder an den faszinierenden Effekten erfreuen und ihre positive Ausstrahlung auf sich wirken lassen, oder man kann sich beim Betrachten regelrecht meditativ in ihren illusionistischen Tiefenräumen versinken lassen und einen Moment im Alltag innehalten. Beides scheint durchaus passend im Umfeld eines Ortes, an dem Menschen einander das „Ja-Wort“ geben.
Peter Woitschikowski ist 64 Jahre alt, hat eine Ausbildung zum Fotografen in München mit seiner Meisterprüfung in Bielefeld abgeschlossen und ist seither beruflich im Bereich der VR-Fotografie, in der Produktion von 3D und 360 Grad-Filmen sowie von virtuellen Rundgängen tätig.
Motiviert durch seine Leidenschaft für die kreative Mikrofotografie von Kristallen war er Organisator und Initiator des Festivals der Mikro-Makrofotografie 2013 und 2015 in Rheda-Wiedenbrück. In diesem Rahmen konzipierte und realisierte er eine Choreographie für eine Tanzveranstaltung in der Stadthalle Gütersloh, in der zu seinen großformatig projizierten Fotografien getanzt wurde. Peter Woitschikowski erfährt internationale Resonanz auf seine Werke, hält Vorträge und Workshops zur Mikrofotografie. Einige seine Bilder wurden bereits in Zeitschriften wie dem National Geographic Magazin veröffentlicht.
Zur Langen Nacht der Kunst im Mai können sich die Gütersloher Bürgerinnen und Bürger erstmals in seine energievollen Bildräume entführen lassen.
Bild: Peter Woitschikowski stellt ab Mai seine Werke im Gütersloher Standesamt aus. (Foto: Stadt Gütersloh)