Ausprobieren, entdecken und forschen
Gütersloh. Mit einiger Mühe geht es. Was im Amtsblatt von 1909 über die „Einverleibung“ der Bauerschaft Kattenstroth steht, ist in Sütterlin geschrieben und muss erst entziffert werden. Im Stadtarchiv zeigt Adelheid Eimer den Schülerinnen und Schülern der Heidewaldschule anhand von alten Dokumenten, wie man früher geschrieben und gesprochen hat. Doch vor dem Lesen und Anfassen der Dokumente, müssen erst die weißen Schutzhandschuhe angezogen werden. „Das Fett an den Händen schadet dem Papier“, sagt Eimer. Nach der Lese- kommt auch gleich die Schreibübung. Seinen eigenen Namen in Sütterlin zu schreiben, ist gar nicht so einfach. „Aber möglich“, sagt die achtjährige Marcelina.
Im Magazin des Stadtarchivs entdecken die Kinder jede Menge alte Zeitungen. Gepresst, geheftet und meistens quartalsweise in einen Karton gepackt. „Ganz ohne Farbe, nur Schwarzweiß“, bemerken die Kinder bei einem Exemplar der Gütersloher Zeitung aus dem Jahre 1908. Und noch etwas fällt den Kindern auf: Werbe- und Todesanzeigen sind auf einer Seite gemischt. Einige Produktwerbungen wie „Knabenanzüge“ sind den Kindern fremd, aber als sie die Webeanzeige für „Persil“ entdecken, ist das Staunen groß: „Das gibt es immer noch.“
Das Stadtarchiv ist nur eine der Stationen, an der die Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Projekts „Kulturstrolche“ ihre Erfahrungen machen können. Eine Bibliotheksrallye, ein Filmseminar, ein aufregender Tag in der Kunsthalle Bielefeld, das Kennenlernen von Tanzwelten, Theaterspielen und Musik stehen vom zweiten Schuljahr bis zum Ende des vierten Schuljahres auf dem Programm. Dank der Unterstützung der Bürgerstiftung Gütersloh konnte dieses Angebot, das im Wesentlichen vom Land NRW gefördert wird, auf mittlerweile 18 Klassen aus sechs Grundschulen ausgeweitet werden.