Gütersloh. In zwei Sondersitzungen am gestrigen Mittwoch haben sich die Kreistagspolitikerinnen und -politiker für den Erhalt der Geburtshilfe und der Frauenheilkunde am Krankenhausstandort Halle/Westf. ausgesprochen. Die Krankenhausplanung des Landes NRW sieht vor, diese beiden Bereiche dort künftig nicht mehr vorzuhalten. Am Mittwochnachmittag hatten zunächst der Gesundheitsausschuss und anschließend der Kreisausschuss in Sondersitzungen sich mit der NRW-Krankenhausplanung beschäftigt.
Im Kreisausschuss wurde über einen gemeinsamen Antrag der CDU und der GRÜNEN auf Antrag der SPD in zwei Teilen abgestimmt. Dem Passus, der sich für den Erhalt der Geburtshilfe und Frauenheilkunde in Halle/Westf. einsetzt, stimmten alle Politikerinnen und Politiker zu. Der zweite Teil des Antrags, in denen den Krankenhäusern im Kreis Gütersloh die Unterstützung zugesagt wurde, damit Leistungsgruppen erhalten bleiben, für die bisher noch keine Einigkeit erzielt worden ist, enthielten sich die die SPD-Vertreter, alle anderen stimmten zu. Die Geriatrie, deren Fallzahlen in den Augen der Sozialdemokraten unzureichend scheint, sollte ausdrücklich erwähnt werden. Das lehnten die Verfasser des Antrags mit Blick auf andere wichtige Leistungsgruppen, die ebenfalls nicht ausdrücklich beim Namen genannt worden sind, ab.
In der Sitzung des Gesundheitsausschusses hatten vorab Vertreter der Kliniken auf Wunsch der Verwaltung über das Verfahren der Krankenhausplanung informiert. Sie erläuterten unter anderem, in welchen Leistungsgruppen noch keine Einigung erzielt worden ist. Auch für Andreas Tyzak, kaufmännischer Direktor des Städtischen Klinikums Gütersloh, stellt der drohende Verlust der Geburtshilfe und der Frauenheilkunde am Standort Halle/Westf. den deutlichsten Einschnitt dar. Alles andere sei eine Komprimierung von Leistungen, die teilweise nicht mehr überall im Kreis angeboten würden oder nicht mehr in dem Ausmaß. Dr. Stefan Pantenburg ergänzte und verwies darauf, dass die Adipositas-Chirurgie nach den Plänen der Krankenhausplanung in OWL in Bad Driburg konzentriert werden solle. Pantenburg ist Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen, zu der auch das Sankt Vinzenz Krankenhaus Rheda-Wiedenbrück und das Sankt Elisabeth Hospital Gütersloh gehören. Im Sankt Vinzenz Hospital in Rheda-Wiedenbrück habe sich dieser Bereich laut Pantenburg in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Man werde Mühe haben, künftig gute Ärzte zu finden. „Die reine Basisversorgung reicht nicht aus, um das Ganze zu tragen. Wenn die medizinische Konzeption der Klinik wackelt, wackelt der Standort.“ Dr. Josef Sökeland (CDU), kommentierte als Ausschussvorsitzender: „Der Kreis ist ein gebranntes Kind. Wir haben die Schließung von drei Krankenhäusern erlebt (Werther/Westf, Versmold, Rheda) und von ganzen Abteilungen.“ Die Befürchtung, die Schließung zweier Abteilungen sei erst der Anfang, kam immer wieder auf. Maud Beste, Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums Gütersloh, warnte: „Wir werden nicht alle Standorte mit dem heutigen Spektrum halten können. Wir werden auf Dauer nicht genügend Fachkräfte haben und werden akzeptieren müssen, dass es zu einer Konzentration kommt.“ Sökeland hielt dem entgegen: „Wir müssen unsere Strukturen verteidigen. Wenn wir das nicht tun, wer dann?“
Bei der Krankenhausplanung, das hatte die Verwaltung in ihrer Vorlage deutlich gemacht, gibt es zwei nacheinander gelagerte Verfahrensschritte was die Stellungnahmen aus dem Kreis angeht. Zum einen das jetzt abgegebene politische Statement. Diese Beteiligung der Kreise erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt, Adressat ist direkt das NRW-Gesundheitsministerium. Dem vorausgeht die Beteiligung der kommunalen Gesundheitskonferenz, deren Stellungname an die Bezirksregierung in Detmold geht. Mitglieder der Konferenz sind Vertreter und Vertreterinnen der an der Gesundheitsförderung und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung Beteiligten, der Selbsthilfegruppen und der Einrichtungen für Gesundheitsvorsorge und Patientenschutz sowie die Vertreterinnen und Vertreter des hiesigen Ausschusses für Gesundheit aus verschiedenen Fraktionen.
Bild: Kreis Gütersloh