Viele Bewohner des Kreises Gütersloh legen vor allem kurze Strecken von ein bis fünf Kilometern mit dem Auto zurück. Das stellte ein Entwurf der Mobilitätsstrategie heraus, der gestern im Umweltausschuss zur politischen Beratung vorgestellt wurde. Unter dem Motto „Mobilität stärken-Verkehr optimieren“ entwickelte das Planungsbüro Planersocietät aus Dortmund im Auftrag der Koordinierungsstelle Energie und Klima (KEK) eine Mobilitätsstrategie für den Kreis Gütersloh. „Es geht darum die Themen demografischer Wandel, Sicherung der Daseinsvorsorge und Erreichbarkeit, Finanzierung der Infrastruktur, Ressourcenknappheit und Klimaschutz gemeinsam zu betrachten“, erläutert Frank Scheffer, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt.
Die durchschnittliche Weglänge im Kreis Gütersloh beträgt 10,4 Kilometer, jeder zweite Weg ist kürzer als fünf Kilometer und jeder dritte kürzer als zwei. Bei der Verkehrsmittelwahl (Modal Split) greifen 22 Prozent der Bürger im Kreis Gütersloh auf das Fahrrad zurück. Das sind zwölf Prozent mehr als der bundesdeutsche Referenzwert. Dagegen ist der Anteil an Fußgängern mit zehn Prozent deutlich geringer. Ebenfalls geringer, wenn auch nur geringfügig, ist mit 56 Prozent der Anteil der Bewohner, die auf das Auto als Verkehrsmittel zurückgreifen. Dies ergab die Auswertung der kreisweiten Mobilitätsabfrage, die neben den Verkehrs- und Klimaschutzkonzepten der Städte und Gemeinden die wesentliche Datengrundlage für die Mobilitätsstrategie darstellt. Weiteren Input brachte ein Expertenworkshop.
Neben dem Umweltausschuss wird der Entwurf der Mobilitätsstrategie zudem im Verkehrs- und Straßenausschuss am 21. April zur politischen Beratung vorgestellt. „Wir freuen uns, dass das Thema parallel von den Städten und Gemeinden auch lokal aufgegriffen wird“, merkt Frank Scheffer an. „Mobilität hat keine Grenzen.“ Die kreisweite Strategie soll dazu dienen, eigene Ziele und Projekte anzugehen, die Kommunen zu unterstützen und gemeinsam regionale Maßnahmen voranzutreiben.
Für sechs Handlungsfelder werden Zielsetzungen entwickelt, die anschließend mit individuellen Projekten realisiert werden können: Insgesamt enthält das Mobilitätskonzept 21 Maßnahmen sowie 18 Pilotprojekte. Etwa 70 Prozent der Maßnahmen und Projekte sind unter der Federführung des Kreises durchzuführen, 20 Prozent liegen im Aufgabenbereich der Kommunen: „Bei den meisten Projekten werden wir vorher genauer prüfen und konkretisieren müssen, in welchem Umfang sie durchgeführt werden, mit welchem Partnern man kooperiert und ob es Fördermöglichkeiten vom Bund oder Land gibt“, erklärt Frank Scheffer. „Auf dieser Grundlage lässt sich dann der Kostenrahmen bestimmen. Die Strategie enthält hierzu Abschätzungen.“
Im Rahmen des Haushaltsplans könnten so jedes Jahr die Schwerpunkte verändert und dem Finanzrahmen angepasst werden. Die Mobilitätsstrategie schlägt vor, dass zunächst die Priorität bei dem kreisweiten Alltagsnetz für Radwege liegt. Weiter soll vorerst ein Konzept zur Einführung einer Mobilitätskarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erarbeitet werden. Weitere Maßnahmen wären die Ausweitung des Carsharings im Kreisgebiet oder die Steigerung der Attraktivität von E-Autos und Pedelecs.