Am 4. Februar ist der Weltkrebstag. In Deutschland sind im vergangenen Jahr rund eine halbe Million Menschen neu an Krebs erkrankt, vier Millionen Menschen leben aktuell mit einer Tumorerkrankung. Knapp die Hälfte dieser Tumorerkrankungen könnte durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden.
Vorsorge hilft, besonders bei einer schweren Erkrankung wie Krebs. Prof. Dr. Gero Massenkeil, Chefarzt am Klinikum Gütersloh und Leiter des von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Onkologischen Zentrums empfiehlt, das Thema Vorsorge ernst zu nehmen: „Regelmäßige Untersuchungen der Prostata, der Haut, des Darms sowie das Brustkrebsscreening und gynäkologische Untersuchungen helfen Tumorerkrankungen möglichst schon in den Vor- und Frühstadien zu erkennen.“ Eine verzögerte Diagnostik und dadurch verzögerte Therapieeinleitung können die Heilungschancen und die Prognose verschlechtern.
Auch im Kreis Gütersloh ist Krebs bei Männern und Frauen nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut einer aktuellen Auswertung der AOK-Nordwest die häufigste Todesursache. Umso verwunderlicher ist es, dass das Angebot zur Krebs-Früherkennung so wenig genutzt wird. Laut der AOK-Nordwest war im Kreis Gütersloh im Jahr 2021 nur jeder sechste Mann über 45 bei der Krebsvorsorge. Bei den Frauen sieht es etwas besser aus. Im gleichen Zeitraum waren knapp 40 Prozent der Frauen ab 20 bei der Krebs-Früherkennung.
„Wenn die Diagnose Krebs gestellt wird, haben wir in den vergangenen Jahren große Fortschritte durch Verbesserungen in der minimal-invasiven und rotober-assistierten Chirurgie, präzisere Strahlentherapie und neue medikamentöse Therapien gemacht. Die Prognose auch bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen hat sich in den letzten Jahren verbessert. Dazu haben maßgeblich Medikamentenneuentwicklungen beigetragen, die Tumorzellen gezielter anhand ihrer Oberflächenmerkmale angreifen und das Immunsystem gegen die Tumorzellen aktivieren“, sagt Prof. Dr. Massenkeil.
Er ist überzeugt, dass man bei der Tumorbehandlung ganzheitlich vorgehen und auch die psychische und soziale Not von Patienten und Angehörigen berücksichtigen muss. Im Onkologischen Zentrum des Klinikum Gütersloh wird die Therapie eines Patienten deshalb disziplinübergreifend in Tumorkonferenzen mit Ärzten, Psychotherapeuten, Sozialarbeitern und Seelsorgern besprochen.
Der ganzheitliche Ansatz zahlt sich aus: Eine groß angelegte Studie auf Basis von bundesweiten AOK-Abrechnungsdaten und Daten aus vier regionalen klinischen Krebsregistern zeigt einen Überlebensvorteil für Patientinnen und Patienten mit Krebs, die in zertifizierten Zentren behandelt werden. Ihre Sterblichkeitsrate lag bei allen untersuchten Krebserkrankungen niedriger als bei Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern, die nicht von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert waren. Besonders groß war laut der Analyse der Krebsregister-Daten der Überlebensvorteil durch die Zentrenbehandlung bei Gebärmutterhalskrebs (minus 25,9 Prozent Sterblichkeit), neuroonkologischen Tumoren (minus 15,8 Prozent), Lungenkrebs (minus 15,0 Prozent) und Brustkrebs (minus 11,7 Prozent). Insgesamt gibt es 24 Onkologische Zentren in NRW, das Onkologische Zentrum am Klinikum Gütersloh ist das einzige seiner Art im Kreis Gütersloh und war 2014 das erste zertifizierte Zentrum in ganz Ostwestfalen. Unter dem Dach des onkologischen Zentrums befinden sich das zertifizierte gynäkologische Krebszentrum, das Darmkrebszentrum, das Prostata- und das Nierenkrebszentrum. Das Zentrum für bösartige Bluterkrankungen soll dieses Jahr zertifiziert werden.
Bild: Prof. Dr. Gero Massenkeil, Chefarzt am Klinikum Gütersloh und Leiter des von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Onkologischen Zentrums (Foto: Klinikum Gütersloh gGmbH)