Das Klinikum Gütersloh investiert in eine modernere Diagnose- und Behandlungstechnik für Herzpatienten: Die beiden Herzkatheterlabore sind technisch komplett erneuert und auf den höchsten derzeit verfügbaren Standard angehoben worden. Dank der neuen Technik sind noch präzisere Einblicke in das Herz und sicherere Behandlungen mit deutlich reduzierter Strahlenbelastung möglich. Die einzigen Herzkatheterlabore im Kreis Gütersloh stehen für Patienten rund um die Uhr zur Verfügung.
Das erste Herzkatheterlabor wurde bereits 1998 im Klinikum Gütersloh installiert, das zweite folgte im Jahr 2011. Für beide wurde nun eine einheitliche Technik und Software angeschafft. „Obwohl die Anlagen zuvor schon nicht veraltet waren, spüren wir jetzt einen Quantensprung“, freut sich PD Dr. Fikret Er, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin I. Insgesamt wurden 1,1 Mio. Euro in die neue Ausstattung investiert.
Wichtigste therapeutische Einsatzmöglichkeit der Labore ist die vorbeugende oder die akute Notfallbehandlung von Herzinfarkten – über 2.200 Untersuchungen pro Jahr werden im Klinikum Gütersloh durchgeführt. „Schmerzen im Brustkorb, Engegefühl, Atemnot – das alles sind Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten und schnell abgeklärt werden müssen“, so PD Dr. Er. Bei der Herzkatheter-Untersuchung wird eine ein bis zwei Millimeter dünne Sonde über eine Arterie des Unterarmes oder der Leiste in das Herz vorgeschoben. Mithilfe von Kontrastmittel und gleichzeitigen Röntgenaufnahmen werden Herz und Herzkranzgefäße sichtbar gemacht. Der Vorteil im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren: Wird eine kritische Engstelle entdeckt, kann diese im gleichen Eingriff beseitigt werden. „Bei Bedarf können wir verschlossene Herzkranzgefäße direkt mithilfe eines Stents erweitern und so die Durchblutung wiederherstellen. Auf diese Weise kann ein Infarkt begrenzt oder sogar verhindert werden“, erläutert der Kardiologe.
Die Herzkatheterlabore erfüllen darüber hinaus aber auch alle Bedingungen eines Operationssaals: „Wir können hier Herzschrittmacher, Defibrillatoren und spezielle Geräte zur Behandlung der schweren Herzschwäche implantieren“, so der Chefarzt. „Letztere werden unter die Haut eingepflanzt und bieten Menschen mit schwerer Herzschwäche einen wirksamen Schutz vor Herzstillstand bzw. unterstützen die Leistungsfähigkeit des schwachen Herzens.“ Darüber hinaus können im Herzkatheterlabor elektrophysiologische Untersuchungen durchgeführt werden, mit denen Herzrhythmusstörungen nicht nur sicher diagnostiziert, sondern im selben Eingriff auch behandelt werden können, um den Herzschlag wieder zu normalisieren.
„Für diese Untersuchungen benötigen wir eine hochauflösende 3-dimensionale Darstellung des Herzens, damit anatomische Details wie Gefäß- oder Herzklappenveränderungen sichtbar gemacht werden können“, erläutert PD Dr. Er. Die neue Technik ermöglicht es, das Herz des Patienten präzise darzustellen, unterschiedliche Bildquellen wie Ultraschall, CT und Röntgen miteinander zu vereinen und so einen umfassenden Einblick zu gewähren. So kann die exakte Katheterposition im Herzen in Echtzeit angezeigt und dem Arzt die räumliche Orientierung während des Eingriffs maßgeblich erleichtert werden. Die Untersuchung wird dadurch sehr sicher. Neben dieser verbesserten Prozess- und Bildqualität hebt PD Dr. Er aber auch die geringere Strahlenbelastung der neuen Anlagen hervor: „Durch die neueste Technik werden 30 bis 50 Prozent weniger Strahlen freigesetzt. Davon profitieren sowohl die Patienten, als auch unsere Mitarbeiter, die täglich im Herzkatheterlabor arbeiten.“
Die gute Ausstattung und die hohe fachliche Qualität der Ärzte lockt auch immer wieder internationales Fachpublikum nach Gütersloh: Kürzlich waren Dr. Xiaomin Le vom Shanxi Cardiovascular Hospital aus Taiyuan in Nordchina sowie Dr. Aniruddha Vyas vom Medanta Hospital in Indore (Indien) zu Gast, um sich über moderne, operative Therapiemethoden zur Behandlung der schweren Herzschwäche zu informieren. „Wir verfügen in unseren Katheterlaboren über hohe Erfahrungswerte in allen Bereichen der Kardiologie. So führen wir bei Herzschwäche beispielsweise auch eine kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) mit einem Dreikammer-Schrittmacher durch, der derzeit nur in ausgewählten Zentren implantiert wird. Bei uns ist es ein Standardeingriff, der ein routiniertes ärztliches und pflegerisches Team sowie eine entsprechende hochtechnisierte Laborausstattung voraussetzt“, erläutert PD Dr. Er, der seine Erfahrung und sein Wissen regelmäßig bereitwillig an internationale Kollegen weitergibt.