Zunehmende Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme, Veränderungen der Persönlichkeit – wenn ein Mensch an Demenz erkrankt, ist dies nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für dessen Familie und Angehörige eine einschneidende Veränderung. Unter dem Motto „Demenz braucht Dich“ will eine bundesweite Initiative der Deutschen Alzheimer Gesellschaft über die Erkrankung und die Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Familien aufklären. Das Klinikum Gütersloh hat sich dieser Initiative jetzt als „Demenz Partner“ angeschlossen.
Demenz Partner sind Menschen oder Institutionen, die sich mit dem Krankheitsbild Demenz auskennen und wissen, wie sie Menschen mit Demenz im Alltag begegnen und sie in das soziale Leben einbeziehen können. Sie helfen, Wissen über Demenzerkrankungen zu verbreiten und das Verständnis für Menschen mit Demenz und ihre Familien zu fördern. Neben Einzelpersonen können sich auch Institutionen wie beispielsweise Krankenhäuser oder Pflegeheime der Initiative als Demenz Partner anschließen. Alle institutionellen Demenz Partner bieten kostenlose Kurse an, in denen ein Grundwissen zum Krankheitsbild Demenz vermittelt und Tipps zum Umgang mit Erkrankten gegeben werden.
Am Klinikum Gütersloh gibt es gleich mehrere Projekte und Kurse, die die gute Betreuung von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz im Krankenhaus gewährleisten. So kümmert sich Demenz-Coach Katja Plock seit mittlerweile vier Jahren gemeinsam mit einem Team aus derzeit über 30 speziell geschulten Ehrenamtlichen um diese Patienten: Regelmäßige Besuche, Unterhaltungen und eine Aktivierung durch Spiele, Bücher, Bilder und Spaziergänge stehen dann auf dem Programm. Rund eine Stunde lang beschäftigen sich die Ehrenamtlichen intensiv mit demenziell erkrankten Menschen. Darüber hinaus ist Benjamin Volmar seit Frühjahr 2015 in einem Kooperationsprojekt mit dem LWL-Klinikum Gütersloh als so genannter Demenz-Koordinator im Klinikum Gütersloh angestellt.
Er schult die Klinikbeschäftigten zum Thema Demenz und stellt als speziell qualifizierter Mitarbeiter eine strukturierte und professionelle Begleitung von Demenz-Patienten sicher. Täglich besucht er die verschiedenen Stationen des Klinikums und macht sich ein eigenes Bild der Patienten, stellt gezielte Fragen und führt leitliniengetreue Tests durch. Patienten mit einer Demenz werden so frühzeitig erkannt und ihren Bedürfnissen entsprechend umfassend behandelt. Im Rahmen des Projekts „Familiale Pflege“ in Kooperation mit der AOK NORDWEST und der Universität Bielefeld bieten geschulte Pflegetrainerinnen des Klinikums außerdem einen speziellen Kurs an, in dem Angehörige von Pflegebedürftigen mit einer demenziellen Erkrankung Hilfestellungen, Hintergrundwissen und praktische Anleitungen für ihren Pflegealltag bekommen.
„Wir haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass der Anteil von Patienten mit der Nebendiagnose Demenz im Klinikum immer größer wird. Diese Patienten benötigen eine ganz andere und intensivere Zuwendung und Betreuung, die Ärzte und Pflegekräfte in einem Akutkrankenhaus kaum leisten können“, erläutert Pflegedirektor Jens Alberti. „Dank der großzügigen Unterstützung der Bürgerstiftung Gütersloh, die sowohl das Projekt Patientenbegleiter, als auch das Projekt Demenz-Koordinator finanziell gefördert hat, konnten wir dieses Thema umfassend angehen. Die Besonderheiten von Menschen mit Demenz werden so von der Aufnahme bis über die Entlassung hinaus berücksichtigt und wir bieten den Betroffenen mehr Stabilität in der fremden Umgebung Krankenhaus.“
Träger der Initiative „Demenz Partner“ ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., die die Kampagne im September 2016 zusammen mit dem Bundesgesundheitsministerium und dem Bundesfamilienministerium gestartet hat. In den kommenden fünf Jahren will die Initiative ein verständnisvolleres gesellschaftliches Umfeld für Demenz-Betroffene fördern. Sie ist Teil der weltweiten DementiaFriends-Bewegung, an der sich inzwischen mehrere Millionen Menschen beteiligen.