Vier Augen sehen besser als zwei: Die moderne Medizin in Deutschland ermöglicht durch die hohe Spezialisierung in den einzelnen Fachdisziplinen eine Versorgung auf höchstem Niveau. Wenn sich unterschiedliche medizinische Fachdisziplinen austauschen sollen, wird es aber oft kompliziert. Das Klinikum Gütersloh hat sich im Rahmen des Expert-Projektes mit Uni-Kliniken und anderen Krankenhäusern vernetzt, um komplizierte Verletzungen und Komplikationen optimal zu behandeln.
Wenn bei einem Knochenbruch auch das umliegende Gewebe schwer verletzt wird, steigt die Gefahr von Komplikationen. Es kann beispielsweise zu Infektionen kommen, die die Heilung behindern.
Das Expert-Projekt des Gemeinsamen Bundesausschusses hat sich zum Ziel gesetzt, die Experten für solche Frakturen an unterschiedlichen Kliniken und Universitätskliniken miteinander zu vernetzen, um die Behandlung zu verbessern. Konkret bedeutet das, dass sich Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Disziplinen, die nicht an jedem Krankenhaus verfügbar sind über einen neuen Fall austauschen und so ihr Wissen zusammenbringen. Unnötige Untersuchungen und Therapien werden so vermieden und die Heilungschancen der Patienten steigen.
Die Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Orthopädie, Plastische- und Handchirurgie des Klinikums Gütersloh ist eine von 33 Kliniken deutschlandweit, die aufgrund ihrer Expertise sowohl für Unfallversorgung als auch für Plastisch-rekonstruktive Verfahren für dieses Projekt ausgewählt wurde und von der Projektleitung der Westfälischen Wilhelms-Universität als Innovationsklinik ausgezeichnet worden ist.
Dr. Philipp Bula, Chefarzt der Klinik: „Erörterungen von komplizierten Fällen sind in der Medizin Alltag, verlaufen aber meistens in Präsenz. Dass wir uns im Rahmen des Expert-Forums unkompliziert online austauschen können und auch systematisch messen, wie das die Behandlung verbessert, ist ein echter Mehrwert für uns und vor allem unsere Patienten. Im Idealfall könnte diese Form der interdisziplinären Therapieplanung irgendwann deutschlandweit als Standard gelten.“
Die beteiligten Kliniken können über die gemeinsame Plattform schnell Zweitmeinungen und fachübergreifende Therapieempfehlungen für ihre Patienten austauschen; auch bei räumlicher Distanz oder unterschiedlichen Zeitplänen.
Für das Klinikum Gütersloh nehmen Dr. Philipp Bula und Dr. Albrecht Krause-Bergmann, Chefarzt der Sektion Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie, an dem Projekt teil. Die Expertinnen und Experten kommen aus verschiedenen Fachgebieten und verfügen über spezifisches Wissen und Erfahrung in der Behandlung komplexer Verletzungen mit Weichteilschäden oder Komplikationen nach einer Operationb. Insgesamt sollen rund 2.700 Patientinnen und Patienten an dem Projekt teilnehmen. Das Projekt wird für drei Jahre mit 6,9 Millionen Euro gefördert.
Bild: (v.l.) PD Dr. med. Steffen Roßlenbroich, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster, Dr. Philipp Bula, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Gütersloh, Dr. Albrecht Krause-Bergmann, Chefarzt der Sektion Plastische-, Ästhetische- und Handchirurgie am Klinikum Gütersloh, Prof. Michael J. Raschke, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Münster (Foto: Klinikum Güterlsoh)