„Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ – dieses Zitat von Pablo Picasso steht nicht nur auf der Wand ihres Ateliers, sondern wird von der Kunsttherapeutin und Pädagogin Sabina Rüther auch richtig gelebt. Ob mit Sandstein arbeiten, Figuren aus Ton formen oder kleine Instrumente bauen – in der Kinderkunstwoche von Sabina Rüther und ihrer Tochter, der Kunststudentin Nora, ist der Kreativität der Kinder keine Grenzen gesetzt. Im Rahmen der Erlebniswochen der Volkshochschule Gütersloh mit Unterstützung der Osthushenrich-Stiftung richtet sich die Kinderkunstwoche an Kinder von sechs bis neun und von acht bis zwölf Jahren.
Um sich von dem künstlerischen und pädagogischen Erfolgskonzept der Kunsttherapeutin zu überzeugen, besuchten kürzlich Dr. Birgit Osterwald, Leiterin der Volkshochschule Gütersloh, Dr. Regina Bredenbach-Rämsch, Koordinatorin der Bildungsferien, und der Geschäftsführer der Osthushenrich-Stiftung, Dr. Burghard Lehmann, das Gartenatelier der Kunsttherapeutin.
„Ich will Samstag haben, aber ich will hier nicht weg!“ – dieser Spruch ziert einen Dachbalken in Sabina Rüthers künstlerischem Garten. Rund um diesen Spruch reihen sich etliche Kindernamen in bunter Farbe, die diese Aussage unterschreiben. Denn hier darf gewerkelt, gemalt, gebastelt aber auch geschaukelt, getobt und sich dreckig gemacht werden. Das Gartenatelier der 51-Jährigen ist eine kindgerechte Oase, die die kleinen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Kreativität inspiriert, aber auch genügend Freiräume lässt, einfach mal Kind zu sein. Dabei sind auch Kinder mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen stets willkommen. Um jedem Kind, ob mit oder ohne Behinderung, gerecht zu werden, informiert sich die Kunsttherapeutin vor ihren Kursen immer ausführlich bei den Eltern über die Besonderheiten eines jeden Kindes. Denn bei Sabina Rüther wird Inklusion nicht nur auf die Fahne geschrieben, sondern auch tatsächlich gelebt. Daher sind auch Kinder mit Behinderungen ein selbstverständlicher Teil ihrer Gruppen.
„Wenn die Hände arbeiten, dann geht auch der Mund auf und die Kinder erzählen von ihren Sorgen und Problemen“, schildert die Kunsttherapeutin ihre Erfahrungen aus den zahlreichen Kursen der vergangenen Jahre. Denn neben dem Fördern der eigenen Kreativität der Kinder, bleibt bei Sabine Rüther auch immer genügend Zeit, um miteinander zu reden und sich auszutauschen. „Ich versuche den Kindern Selbstbewusstsein zu vermitteln, indem ich viel mit Lob und Zuspruch arbeite“, erläutert sie ihren pädagogischen Ansatz. Anerkennung für die Leistung der Kinder – das ist der Kunsttherapeutin wichtig und deshalb findet am Ende jeder Kinderkunstwoche auch immer eine Ausstellung statt. Hier können die Kinder ihren Eltern zeigen, was sie geleistet und gelernt haben. „Nur diesmal machen wir keine Ausstellung, weil die Kinder unbedingt ihre Kunstwerke jeden Tag mit nach Hause nehmen wollten“, erklärt Rüther, die auf die Kinder eingeht und ihr Konzept flexibel an ihre Wünsche anpasst.
Vorgaben, strenge Regeln oder ein Richtig und Falsch – das gibt es in der Kinderkunstwoche nicht. „Die Kinder haben hier die Zeit, sich ganz ohne Hektik auszuprobieren und zu entdecken“, so Rüther. Durch die ungezwungene Atmosphäre zeigen die kleinen Künstler stolz, was für einzigartige Kunstwerke am heutigen Tag schon entstanden sind. Die siebenjährige Julia ist besonders stolz auf ihren selbstgefilzten Ball und verkündet laut: „Ich mach da ein Loch rein und hänge ihn zuhause auf.“ Zusammen mit ihrer Freundin Jil haben die beiden Siebenjährigen auch mit Ton gearbeitet und aus diesem Kugeln geformt, die sie mit Lavendelblüten verziert haben. Aber auch die klassischen Bilder dürfen in der Kinderkunstwoche nicht fehlen. Die achtjährigen Zwillinge Silas und Bjarne präsentieren auf einer Staffelei stolz ihr Vulkanbild, das sie heute gemalt haben und können es kaum erwarten, es endlich ihren Eltern zu zeigen.
Die Kinderkunstwoche von Sabina Rüther ist seit 2015 ein fester Bestandteil der Bildungsferien. Das beliebte Angebot erfreut sich stetig wachsender Nachfrage und wurde deshalb in diesem Jahr auf vier Angebote innerhalb der Sommerferien aufgestockt. Inhaltlich wurde das Konzept von der Kunsttherapeutin erstmalig durch den Aspekt der Musik ergänzt, indem die Kinder zusätzlich die Möglichkeit bekamen, selbst Instrumente zu bauen. Die Kombination aus Kunst, Musik und pädagogischer Begleitung – das macht die Kinderkunstwochen von Sabina Rüther aus. Besonders begeistert von Rüthers Kurs zeigt sich die Koordinatorin der Kinderkunstwochen. „ In diesem Kurs wird der hohe pädagogische Anspruch der Bildungsferien von allen Kursen am meisten ‚gelebt‘“, zieht Dr. Regina Bredenbach-Rämsch ein durchweg positives Fazit aus den diesjährigen Kinderkunstwochen. Und auch in den Herbstferien bieten die Bildungsferien der Volkshochschule in Kooperation mit der Osthushenrich-Stiftung wieder ein spannendes Programm mit zahlreichen Angeboten. Informationen über das Kursangebot für die Herbstferien finden sich auf der Webseite der Volkshochschule unter www.vhs-gt.de.