Trotz Corona-Pandemie bislang alles im Gleichgewicht
Gütersloh. Zwar trifft die Wucht der Corona-Pandemie zunächst die Agentur für Arbeit, aufgrund gestiegener Arbeitslosenzahlen und der Auszahlung von Kurzarbeitergeld. Aber auch beim Jobcenter des Kreises Gütersloh sind die Auswirkungen der Krise zu spüren. So wurden deutlich mehr Beratungen in Anspruch genommen als noch im vergangenen Jahr und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters hatten in diesem Jahr eine höhere Zahl von ‚Hartz IV-Anträgen‘ zu bewältigen. Dennoch habe Corona das Jobcenter bislang nicht aus dem Gleichgewicht bringen können, ist Fred Kupczyk, Leiter des Jobcenters Kreis Gütersloh, überzeugt.
„Ohne eine digitale Akte, ohne Möglichkeiten im Homeoffice zu arbeiten und ohne eine belastbare, lernbereite und flexible Mitarbeiterschaft, wäre das so nicht möglich gewesen“ betont Kupczyk. Der Zwang, die Bürgerbetreuung an ständig weiterentwickelte Hygiene-Konzepte anzupassen, hat auch in den Dienststellen des Jobcenters die Arbeitsabläufe verändert. Anstelle persönlicher Beratung von Migranten mit Dolmetscherunterstützung im Büro musste beispielsweise auf Telefon und E-Mail ausgewichen werden. Anstelle durchgängiger Öffnung mussten persönliche Termine zuvor vereinbart werden. „In der Krise gehört das Jobcenter des Kreises Gütersloh zu den Arbeitsmarktbehörden, die im Bundesvergleich mit am besten erreicht werden konnten“, erläutert Kupczyk.
Dennoch wird die Bilanz des Jahres 2020 einige Dellen aufweisen, weiß Christina Loth, Controllerin in der Abteilung Arbeit und Steuerung des Jobcenters: „Unsere Integrationszahlen, also Personen, die eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufnehmen konnten, sind deutlich zurückgegangen. Einkommensverluste, vor allem bei Geringverdienern wie 450-Euro-Kräften, haben zu vermehrten Anträgen und Leistungen geführt“. In diesem Jahr konnten 6 Prozent weniger Personen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integriert werden als noch 2019. „Der Arbeitsmarkt hat auf die pandemischen Rahmenbedingungen reagiert und nicht so viele Neueinstellungen wie sonst ermöglicht“, erläutert Loth. Wenn trotzdem die Ergebnisse teilweise besser sind als im Landesvergleich, liegt das einerseits an dem gesunden Branchenmix im Kreis Gütersloh und an der Integrationsstrategie des Jobcenters, die Vermittlungskapazitäten auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren.
Unter dem Strich ist die Fallzahl in der Grundsicherung für Arbeitsuchende dank der umfänglichen Begleitmaßnahmen des Bundes wie Liquiditätshilfen, Kurzarbeitergeld, oder auch das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht nicht so stark gestiegen wie ursprünglich befürchtet. Und mit einer höheren Beteiligung des Bundes an den Kosten der Unterkunft konnten wesentliche Teile der pandemiebedingten Mehrausgaben auch finanziell kompensiert werden. Sorge bereitet Kupczyk jedoch ein Blick in die Zukunft: „Je nachdem, wie die Wirtschaft, insbesondere der Einzelhandel, die Gastronomie und auch die Hotels durch den Winter kommen, werden die Auswirkungen der Corona-Krise das Jobcenter auch 2021 noch stark beschäftigen.“
Foto Kreis Gütersloh