Gütersloh. Im Kreis Gütersloh ist nicht nur die Arbeitslosenquote gering, sondern mit 57,6 Prozent gibt es hier − bezogen auf weibliche Arbeitskräfte − auch die zweithöchste Beschäftigungsquote in ganz NRW. Nur im Kreis Herford sind prozentual noch mehr Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. „Die allgemeine Beschäftigungsquote ist mit 64,7 Prozent im Kreis Gütersloh sogar die höchste in ganz NRW“, bekräftigt Christina Loth, Mitarbeiterin des Jobcenters des Kreises Gütersloh und zuständig für Statistik und Controlling. Insgesamt ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Herbst 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent gestiegen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen stieg im gleichen Zeitraum um 3,1 Prozent.
Diese Zahlen sind auf den ersten Blick sehr gute. Dennoch sieht das Jobcenter Handlungsbedarf im Hinblick auf die Erwerbstätigkeit von Frauen. Nach wie vor gelingt die berufliche Integration von Männern in der Regel deutlich schneller als bei Frauen. „Das liegt unter anderem daran, dass das verarbeitende Gewerbe bei uns im Kreis besonders stark vertreten ist“, erklärt Loth die Unterschiede in den Wachstumszahlen. Insbesondere Schichtarbeit und Kita-Plätze lassen sich häufig nicht vernünftig miteinander verbinden. „Auch die Rollenverteilung in vielen Familien kann zu diesem Unterschied beitragen“, ergänzt Hilde Knüwe, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Jobcenter: „In vielen Familien übernehmen Frauen nach wie vor überwiegend die Erziehungsaufgaben. Dies führt oftmals zu einer Einschränkung der möglichen Arbeitszeiten. In der Folge sind 82,8 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen.“ Aber auch ‚klassische‘ Frauenberufe sind heute an Arbeitszeiten gebunden, die nicht immer leicht mit Familienaufgaben zu vereinbaren sind wie etwa im Einzelhandel oder der Gastronomie.
50,4 Prozent der leistungsbeziehenden Frauen haben Kinder, 25,3 Prozent sind Alleinerziehende. Laut Knüwe setzt das Jobcenter vermehrt auf Maßnahmen, die bei der beruflichen Integration von Frauen die gesamte Familie stärker in den Blick nimmt. Neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht es beim Wiedereinstieg auch um aktuelle Qualifizierungsbedarfe und die Fragen „Was brauche ich für den jetzigen Arbeitsmarkt?“ und „Ist mein erlerntes Wissen heute noch verwertbar?“. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Frauen zu stärken, werden Arbeitsuchende und Arbeitgeber verstärkt über die Fördermöglichkeiten des Jobcenters beraten und informiert. „Arbeitsuchende Frauen bieten eine Menge ungenutztes Fachkräftepotenzial. Beide Seiten könnten enorm profitieren“, erklärt Knüwe. Aus diesem Grund berät das Jobcenter schon sehr früh, oft schon während der Elternzeit. Mit Informationsveranstaltungen und individuellem Coaching werde auf die spezifischen Fähigkeiten und Möglichkeiten jeder Leistungsbeziehenden eingegangen. So können Perspektiven aufgezeigt und Alternativen zu klassischen Frauenberufen vorgestellt werden. Knüwe betont: „Beratung bieten wir natürlich gleichermaßen für Frauen und Männer an, jedoch gibt es bei Erziehenden erfahrungsgemäß einen besonderen Beratungsbedarf.“
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Informierten über die neuesten Zahlen zur Frauensituation im SGB II: Christina Loth (l.) und Hilde Knüwe vom Jobcenter setzen sich insbesondere für die Unterstützung und Förderung von Leistungsbezieherinnen im Kreis Gütersloh ein. Foto: Kreis Gütersloh