Gütersloh. Als Daniela Rothe zum Bildungsträger Perspektive e. V. kam, war sie zurückhaltend, nicht ganz so selbstbewusst. Trifft man sie heute, macht sie einen lebendigen Eindruck, spricht gerne und selbstsicher über sich, ihre Arbeit und ihre Familie. Was ist geschehen?
Durch eine Kooperation zwischen dem Jobcenter Kreis Gütersloh und dem Bildungsträger wurde sie bei der Arbeitssuche unterstützt und trat jetzt beim Hausmeisterdienst MuH Meloh und Hallmann in Gütersloh eine Vollzeitbeschäftigung an. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, denn die 39-Jährige ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern. „Uns ist es egal, ob unsere Mitarbeiter männlich oder weiblich sind, alt oder jung, verheiratet oder alleinerziehend. Es ist wichtig, das die Arbeitsleistung stimmt und da sind wir mit Frau Rothe sehr zufrieden“, erklärt Ulrich Hallmann, Geschäftsführer von MuH. Der Hausmeisterdienst, erkennbar an dem Geist auf ihren Fahrzeugen, kümmert sich seit 1995 um Häuser und Gärten. Sie betreuen zum Beispiel Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte mit allgemeinen Hausmeisterdiensten wie Kehren von Tiefgaragen, Reinigen von Regenrinnen oder dem Austausch von Leuchtmitteln. Aktuell hat das Unternehmen 25 Vollzeitstellen, von denen einige mit Teilzeitkräften besetzt sind und flexible Arbeitszeitgestaltung möglich ist.
Über ein intensives Einzelcoaching und Gruppenveranstaltungen im Jobcenter wurde Rothe auf die sechsmonatige Maßnahme zur Heranführung an den Arbeitsmarkt beim Bildungsträger Perspektive e.V. vorbereitet. Dort beschäftigen sich Alleinerziehende mit allen Fragen und Hindernissen, die im Arbeitsprozess auftreten können. Die wichtigste Frage ist oft die nach der Kinderbetreuung im Krankheitsfall oder in Ferienzeiten. „Das sind genau die Fragen, mit denen Alleinerziehende bei Vorstellungsgesprächen immer wieder konfrontiert werden“, erklärt Hilde Knüwe, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Jobcenter Kreis Gütersloh. Zusätzlich zu dem theoretischen Input absolvieren die Alleinerziehenden ein integriertes und angeleitetes Praktikum, um einen realen Einblick in die Arbeitswelt zu bekommen. So kam Daniela Rothe zum Hausmeisterdienst MuH. „Sie hat sich während des Praktikums bewährt“, betont Hallmann über seine neue Mitarbeiterin, die er im Anschluss direkt eingestellt hat. Und auch Rothe ist zufrieden: „Mir macht der Job richtig Spaß. Ich hatte den Wunsch etwas im Bereich Garten- und Landschaftsbau zu machen. Das hat nun geklappt.“ Denn neben allgemeinen Hausmeisterdiensten liegt ihre Arbeit schwerpunktmäßig in der Gartenpflege. Dazu gehören Unkraut beseitigen, Rasen mähen oder Sträucher und Hecken schneiden.
„Es freut mich, dass der Arbeitseinstieg bei Frau Rothe so gut geklappt hat und sie damit zukünftig nicht mehr auf die finanziellen Leistungen des Jobcenters angewiesen sein wird“, erklärt Knüwe. Denn oft können Alleinerziehende nicht so arbeiten, dass es für den Lebensunterhalt reicht: Zirka 40 Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland sind von staatlichen Hilfen abhängig. Von denen wiederum erhalten neun von zehn Alleinerziehenden Arbeitslosengeld II. Oft sind dies Frauen, die während der Erziehungszeit weniger Einkommen hatten oder sich nach einer Trennung um die Kinder kümmern.
Auch für das Jobcenter Kreis Gütersloh bilden die Alleinerziehenden eine große Zielgruppe. Der Anteil der Bedarfsgemeinschaften (BG) von Alleinerziehenden liegt, gemessen an allen BG im Kreis, bei 21 Prozent und damit drei Prozent über dem NRW-Landesdurchschnitt. „Alleinerziehende sind zudem in einem hohen Maße von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Da besteht hoher Handlungsbedarf“, betont die Jobcenter-Mitarbeiterin. Daher bietet das Jobcenter bereits seit vielen Jahren umfangreiche und speziell für Alleinerziehende Unterstützungs- und Beratungsangebote in den Regionen an.