Gütersloh. Viele Migranten bewegen sich hilflos zwischen unterschiedlichen Gesellschaften – in ihrer alten Heimat entwurzelt und in der neuen Umgebung noch nicht angekommen, nicht integriert. Sie sind oft orientierungslos, nicht vertraut mit den Normen und Regeln am Ankunftsort. Zwangsläufig sind sie auf das Wissen, auf Unterstützung und auf vielfältige Hilfe anderer Menschen, Einrichtungen und Institutionen angewiesen. Die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas Migration erfordert ein Zusammenwirken aller Unterstützung bietenden Personen und Instanzen in einem abgestimmten Netzwerk. „Denn viele sprechen unsere Sprache noch gar nicht gut genug, wenn wir mit Ihnen arbeiten wollen“, sagt Thomas Wellhäuser, Abteilungsleiter beim Jobcenter Kreis Gütersloh, und freut sich, dass das Jobcenter bei dieser Aufgabe nicht alleine ist sondern im Netzwerk mit anderen Partnern.
Dem Kreis Gütersloh wurden und werden aufgrund seiner sehr guten wirtschaftlichen Struktur zahlreiche erwerbsfähige Neuzuwanderer zugewiesen. Im Beirat des Jobcenters wurden die vielschichtigen Aufnahmebedingungen deshalb intensiv erörtert. Mit den Vertretern der Wirtschaft, der Kammern, der Gewerkschaften, der Arbeitsverwaltung und der Wirtschaftsförderung gibt es einen regen Austausch zu der Frage, wie Neuzuwanderer in den lokalen Arbeitsmarkt individuell integriert werden können. „Da wir aber häufig gar nicht genau wissen, wo die Zugewanderten gerade stehen ist der Austausch mit den Menschen, die noch enger an den Personen dran sind, besonders wichtig für das Netzwerk“, erklärt Wellhäuser. Neben den vielen fleißigen Helfern aus dem Ehrenamt sind dies insbesondere die Fachkräfte in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen, bei der Wohlfahrt und in den Schulen. Auf diese wichtigen Partner setzt das Jobcenter, wenn es darum geht, zu beurteilen, wie weit jemand ist und was der nächste Förderschritt sein könnte.
Mit den vielen Kompetenzen und Kontakten im Netzwerk schließlich gelingt es derzeit gut Arbeitgeber zu erreichen, die den Zugewanderten anbieten, Betriebe und Arbeitsabläufe kennenzulernen oder sogar eigenes Geld zu verdienen. „Unsere Integrationszahlen sehen recht gut aus“, trotzdem bedauert Wellhäuser, dass „vielen – gerade jüngeren – schnelles Geld oft wichtiger ist als eine qualifizierte Ausbildung in den Blick zu nehmen“. In den vergangenen Jahren mussten die Beratungsangebote und die Abläufe im Jobcenter mehrfach an die spezifischen Bedürfnisse der Neukunden angepasst werden. Sprach- und Integrationskurse sowie Einstiegsqualifizierungen gehören neben berufsfachlicher Förderung heute zum Standardangebot des kommunalen Arbeitsmarkt-Dienstleisters.
Und schließlich sprechen die Zahlen für sich: Konnte das Jobcenter 2016 insgesamt 1.271 ausländische Personen in Arbeit bringen, so waren es 2017 bereits 1.348 und 2018 sogar 1.647. Ähnliche Tendenzen gibt es bei den Flüchtlingen: Hier stieg die Zahl der Integrationen von 110 im Jahr 2016 auf 432 in 2017 und 830 in 2018. Dagegen ging die Zahl der Integrationen von Menschen mit deutschem Pass im gleichen Zeitraum von 2.232 auf 1.759 zurück. „Ein Indiz für die veränderten Herausforderungen im Jobcenter“, schätzt Wellhäuser ein.
Zum Thema: Kampagne ‚Stark. Sozial. Vor Ort.‘
Vom 26. bis 30. August führen die kommunalen Jobcenter deutschlandweit eine Aktionswoche durch, in der sie sich und ihre Leistungen präsentieren. Der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag haben zur Kampagne ‚Stark. Sozial. Vor Ort.‘ aufgerufen, um auf die Bedeutung kommunaler Arbeitsmarktpolitik aufmerksam zu machen. Die Kampagne ‚Stark. Sozial. Vor Ort.‘ verfolgt das Ziel, Aufgaben und Stärken der 104 kommunalen Jobcenter noch mehr ins Bewusstsein von Bürgerinnen und Bürger, von Politik und Unternehmen zu bringen. Die kommunalen Jobcenter sorgen bundesweit für 1,5 Millionen Menschen, die Unterstützung auf ihrem Weg in Arbeit und Ausbildung benötigen, integrieren pro Jahr mehr als 250.000 Menschen in nachhaltige Jobs und sind für ein Gebiet von mehr als 22 Millionen Einwohnern verantwortlich. Im Rahmen der Kampagne informiert das Jobcenter Kreis Gütersloh ausführlich über seine Schwerpunktaufgaben.
Plakat Jobcentner