Einen Job zu finden ist nicht immer leicht. Einen Job in einem fremden Land zu finden, noch weniger. Und einen Job nach mehrjähriger Zeit in der Kindererziehung zu bekommen, macht die Sache auch nicht leichter. Um die Menschen die dies betrifft – oft Frauen – kümmert sich im Kreis Gütersloh das Jobcenter. Für Hilde Knüwe, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsamarkt im Jobcenter, ist es daher geradezu eine Notwendigkeit, Frauen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg in den Arbeitsmarkt intensiv und angemessen zu begleiten.
Deshalb unterstützte das Jobcenter jetzt eine sechsmonatige Maßnahme mit Nachbetreuung speziell für Migrantinnen. Darin lernten sie zum Beispiel das Schreiben von Bewerbungen, intensivierten die deutsche Sprache und erhielten relevante Informationen zum Bildungssystem sowie zur Berufs- und Arbeitswelt in Deutschland.
„Die Eingewöhnung in eine neue Kultur mit unbekannten und oft nicht verständlichen Regularien, mangelhaften Kenntnissen der deutschen Sprache, fehlenden Qualifikationen oder auch die Organisation von Familie und Kinderbetreuung sind vielfältige Herausforderungen, die ihre Lebenssituation in Deutschland prägen“, erklärt Knüwe. „Gleichzeitig haben Frauen eine Schlüsselrolle für den Verlauf und das Gelingen des Eingliederungsprozesses von Familien ausländischer Herkunft.“ Daraus resultiere nicht selten ein Spannungsfeld zwischen den bekannten kulturellen Rollenbildern und den Erwartungen an eine berufliche Integration.
An der Maßnahme, die in Kooperation mit dem Bildungsträger ‚Gemeinsam, Selber, Machen!‘ (GSM) in Wiedenbrück stattfand, nahmen zwölf Frauen regelmäßig teil. „Die Frauen kamen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern zu uns und konnten hier das Vertrauen in ihre Stärken und Ressourcen aufbauen und Ideen in eine realistische berufliche Perspektive entwickelten“, erläutert Tanja Kräcker von der GSM, die die Maßnahme begleitete. Viele der rund 40-jährigen Frauen kommen aus Syrien, Russland, Polen, Sri Lanka, Afghanistan oder den Niederlanden. „Die Frauen leben schon vielen Jahre in Deutschland, waren meist zurückgezogen und hauptverantwortlich für ihre Familien im Einsatz. An sich selbst haben sie nie gedacht“, ergänzt Kräcker. „Erst hier, in einem geschützten Rahmen, konnten sie sich über ihre Lebenssituationen austauschen und gleichzeitig Ideen entwickeln, um diese für eine spätere Arbeitsaufnahme umzusetzen.“
Dies half zum Beispiel Muna Malki, alleinerziehende Mutter von drei Kindern. Die 40-Jährige kommt aus Syrien und lebt seit 1990 in Deutschland. „Erst jetzt, wo die Kinder größer sind, fange ich an ein selbstständiges Leben zu führen.“ Als Helferin in einem Flüchtlingsheim hat sie ehrenamtlich vielen Menschen helfen können. Jetzt arbeitet sie sozialversicherungspflichtig als Stationsassistentin in einem Krankenhaus. „Dort werden ihre Hilfsbereitschaft und auch ihre sprachlichen Fähigkeiten sehr geschätzt“, weiß Kräcker.
Auch Katarzyna Dwoczak, ebenfalls alleinerziehende Mutter von drei Kindern, hat über die Maßnahme wieder zu sich selber und zu einem Minijob gefunden. Die 34-Jährige kam vor drei Jahren aus Polen nach Deutschland. „Frau Dwoczak hat schnell die deutsche Sprache gelernt und sich überwiegend um die Erziehung ihrer Kinder gekümmert. Über eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit in einem Seniorenheim, gelingt es ihr jetzt selber, Schritt für Schritt am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilzunehmen“, berichtet die Maßnahmebegleiterin Suriye Gün von der GSM.
Sie weiß wovon sie spricht, denn auch sie hat einen Migrationshintergrund: „Die Erfahrungen aus der Maßnahme zeigen uns, dass die Frauen in der Gruppe mutiger geworden sind und sich jetzt selber etwas zu trauen.“ Knüwe ergänzt: „Wir werden auch in Zukunft den Ansatz der individuellen und intensiven Unterstützung für die vielen Frauen mit Migrationshintergrund im Jobcenter Kreis Gütersloh weiter fort führen.“ Denn nur so könnten Perspektiven für Familien mit Migrationshintergrund in der Arbeitswelt von morgen geschaffen werden.