Morgen feiern wir ein Kinderfest!«, verkündete Onkel Erich und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Max und Tim schauten sich an und rollten mit den Augen. Onkel Erich war lieb, aber seine Ideen waren meist langweilig. Ein Kinderfest fanden beide blöd. Sie konnten sich lebhaft vorstellen, was der Onkel im Schilde führte und das gefiel ihnen nicht. Über Sackhüpfen, Eierlauf und derartige Albernheiten waren sie längst hinausgewachsen. »Was guckt ihr denn so?«, fragte Onkel Erich nun. »Feiern ist doch toll!«
»Nö!«, riefen beide wie aus einem Mund und ließen den Onkel stehen. Sollte er doch sein blödes Kinderfest allein feiern. Onkel Erich war verblüf ft. Er hatte den Jungs doch was Gutes tun wollen. Schließlich waren sie nicht so oft bei ihm und er wollte jede Minute mit ihnen genießen. Er selbst hatte keine Kinder, aber das hieß ja nicht, dass er nicht wusste, was Kindern gefiel. Das dachte er jedenfalls.
Betrübt ging er ins Haus, setzte sich in die Küche und wartete auf seine Frau, die jeden Moment nach Hause kommen würde. Vielleicht konnte sie ihm sagen, was den beiden Jungen nicht an einem Kinderfest gefiel. Erich hatte es sich so toll vorgestellt. Die Kinder aus der Nachbarschaft wollte er einladen und Marita sollte Kuchen backen und Wackelpudding kochen. Er wollte mit ihnen Spiele machen, die er selbst früher geliebt hatte. Völkerball auf der Wiese hinter dem Haus, das wäre doch toll.
Regina Meier zu Verl, geb. 1955 in Bielefeld, lebt mit ihrem Mann in Verl/Ostwestfalen. Die beiden Kinder sind längst den Kinderschuhen entwachsen und leben in der Nähe. Sie schreibt Geschichten und Gedichte für jedes Alter. Meist sind es Alltagsgeschichten oder Erinnerungen. Gern trägt sie ihre Texte in Kindergärten, Schulen und Altenheimen vor.