Unsere Wohnung war schrecklich klein. Nirgendwo gab es einen Platz, an dem man allein sein konnte. Immer war jemand da. Es gab nur ein Kinderzimmer, das teilte ich mit Tessa. Meine Schwester war in Ordnung, aber sie war so ganz anders als ich. Ständig hörte sie Musik. Die Stereoanlage wurde dabei bis zum Äußersten aufgedreht, und als wäre das noch nicht genug, sang sie laut mit. Nicht schön, aber ausdauernd. So gern hätte ich in Ruhe gelesen, doch das war nicht möglich. Es war zum Haare raufen. Was hätte ich dafür gegeben, einen Raum zu haben, der nur für mich allein war. Er hätte winzig klein sein können, ganz egal, die Hauptsache war, dass es mein Zimmer war. Aber meine Eltern hatten uns erklärt, dass wir uns keine größere Wohnung erlauben konnten.
Regina Meier zu Verl, geb. 1955 in Bielefeld, lebt mit ihrem Mann in Verl/Ostwestfalen. Die beiden Kinder sind längst den Kinderschuhen entwachsen und leben in der Nähe. Sie schreibt Geschichten und Gedichte für jedes Alter. Meist sind es Alltagsgeschichten oder Erinnerungen. Gern trägt sie ihre Texte in Kindergärten,Schulen und Altenheimen vor.