Niemals hätte die kleine Tanne gedacht, dass sie einmal zu einem Weihnachtsbaum werden würde. Die Tannengeschwister im Wald hatten so viel davon erzählt. Von Christbaumkugeln, Strohsternen und Lametta hatten sie geredet und von hellen Kerzen, die ihre Zweige dann schmücken würden. In jedem Jahr waren einige von ihnen abgeholt worden und niemals mehr war eine von ihnen zurückgekommen. Die kleine Tanne hatte nicht so richtig gewusst, ob es erstrebenswert war, ein Weihnachtsbaum zu werden. Trotzdem hatte sie sich immer ein wenig geärgert, wenn die Menschen sie argwöhnisch betrachtet hatten. Oft hatte sie Worte gehört wie: Die ist doch viel zu klein, geradezu mickrig. Das hatte weh getan. Sie war zwar klein, aber doch nicht mickrig.
Regina Meier zu Verl, geb. 1955 in Bielefeld, lebt mit ihrem Mann in Verl/Ostwestfalen. Die beiden Kinder sind längst den Kinderschuhen entwachsen und leben in der Nähe. Sie schreibt Geschichten und Gedichte für jedes Alter. Meist sind es Alltagsgeschichten oder Erinnerungen. Gern trägt sie ihre Texte in Kindergärten, Schulen und Altenheimen vor.