»Oma, erzählst du mir noch eine Geschichte?«, fragte Djamila ihre Oma, als sie wieder einmal bei ihr übernachtete.
»Klar!«, sagte Oma. »Soll ich dir eine vorlesen, oder eine erfinden?«
»Erfinden!«, jubelte Djamila. »Deine Geschichten sind immer toll!«
Oma errötete ein bisschen. Was gab es Schöneres, als ein Kompliment des Enkelkindes? Nichts!
»Also gut, gib mir einen Moment, damit ich meine Gedanken sortieren kann. Dann kann es losgehen!«
Djamila kicherte. Sie stellte sich vor, wie Oma einen Gedanken nach dem anderen auf die Seite legte und sie somit sortierte. Natürlich kannte sie das schon, so wie sie auch schon viele Oma-Geschichten kannte. Also verhielt sie sich ganz still und ließ Oma nachdenken.
Oma drückte den Zeigefinder auf die Nasenspitze, das sah lustig aus, half ihr aber wohl beim Denken. Dann setzte sie an zu erzählen, dabei verstellte sie ihre Stimme.
Djamila schloss die Augen.
Regina Meier zu Verl, geb. 1955 in Bielefeld, lebt mit ihrem Mann in Verl/Ostwestfalen. Die beiden Kinder sind längst den Kinderschuhen entwachsen und leben in der Nähe. Sie schreibt Geschichten und Gedichte für jedes Alter. Meist sind es Alltagsgeschichten oder Erinnerungen. Gern trägt sie ihre Texte in Kindergärten, Schulen und Altenheimen vor.