Vergangene Woche traf der Landtagsabgeordnete Hans Feuß im Gütersloher Theater den künstlerischen Leiter Christian Schäfer. Im Gespräch wurde vor allem deutlich, welche Besonderheiten aber auch Herausforderungen ein sogenanntes Bespieltheater wie das Gütersloher mit sich bringt und wie es eine Kommune wie Gütersloh bereichert.
Das im Jahre 2010 neugebaute Gütersloher Theater erfreut sich hoher Besucherzahlen. Als künstlerischer Leiter eines Hauses, das zum größten Teil bespielt wird und erst seit neuestem auch im kleinen Umfang selbst produziert (u.a. in Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen), ist Christian Schäfer mit seinen Kolleginnen und Kollegen im ständigen Kontakt mit Theatern und Ensembles im ganzen deutschsprachigen Raum und darüber hinaus: „Es muss ausgehandelt werden, welche der Inszenierungen, für die wir uns interessieren, bei uns vor Ort technisch möglich sind und welche Anpassungen die Gastspiele verkraften könnten, ohne dass künstlerisch Abstriche gemacht werden müssen“, erklärt Schäfer. Aufgrund des Vorverkaufsbeginnes für die gesamte Spielzeit im Frühsommer müsse das Programm des Theaters jeweils bis zum Anfang eines Jahres komplett feststehen, wohingegen selbstproduzierende Häuser dieses auch mal einen Monat vorher festgelegen könnten. Dadurch dass die Gasttheater ihr Bühnenbild mitbrächten und selbst für Kostüme und die Maske sorgen, benötige es im Theater Gütersloh auch keine Werkstätten, keinen Malsaal und keine Maskenabteilung. „Mir waren die Besonderheiten eines Bespieltheaters nicht bewusst und vor allem nicht, wie viel günstiger eine solche Theaterform für eine Kommune ist“, stellt Feuß fest.
Bei der Auswahl des Programms muss einiges beachtet werden. Christian Schäfer und seine Kollegin Karin Sporer, die stellvertretende Leiterin und für das Kinder- und Jugendprogramm verantwortlich ist, wählen Inszenierungen nur dann blind aus, wenn interessante Premieren erst nach Drucklegung des Jahres-Programmes stattfinden. Ansonsten gelte: Wenn es nicht möglich ist, eine Vorstellung vorher live anzuschauen, müsse man diese mindestens als Video-Aufnahme gesehen haben. „Die Programmauswahl ist immer eine große Herausforderung, weil für alle Gütersloherinnen und Gütersloher etwas dabei sein soll. Gleichzeitig versuchen wir eine Art „Showroom der Theaterwelt“ in Ostwestfalen zu sein“, erklärt Schäfer. Seit einiger Zeit werden verstärkt Publikumsgespräche angeboten und Feedbackkarten verteilt, um die Interessen der Zuschauerinnen und Zuschauer besser kennenzulernen. Schäfer betont: „Gegebenenfalls frage ich bei angegebenen Kontaktdaten auch noch mal nach, wenn ich die Rückmeldungen nicht verstehe, weil mir wirklich etwas daran liegt das Programm für unser Publikum attraktiv zu gestalten“.
Außer für das reichhaltige Repertoire aus allen Sparten und für alle Altersklassen, werden die Räumlichkeiten des Theaters auch für Workshops und Spielclubs in verschiedenen Sprachen, Schultheateraufführungen, sowie Vermietungen für Kongresse, Betriebsfeiern und Fotoshootings intensiv genutzt. Hans Feuß betont die großen Vorteile für den Standort Gütersloh: „Es freut mich, dass das Theater in jeglicher Hinsicht so gut von den Gütersloherinnen und Gütersloher angenommen und genutzt wird. Auch für größere Veranstaltungen unserer Gütersloher Unternehmen ist eine solche Location unabdingbar“.
In Punkto Werbemaßnahmen für die große Bandbreite an Veranstaltung, sieht der künstlerische Leiter noch Verbesserungspotential. „Wir versuchen, verstärkt kreisweit zu werben, um mehr Besucherinnen und Besucher über die Stadtgrenzen hinaus zu gewinnen“. Vom Land gibt es über das Kultursekretariat NRW eine Förderung für bestimmte Gastspiele. Zum Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Kultur und Sport besteht Kontakt und die Theaterleitung ist, gemeinsam mit Betriebsleiter und Kulturdezernent Andreas Kimpel, guter Dinge, dass der Stellenwert der Bespieltheater in NRW auch beim Land verstärkt wahrgenommen wird und Beachtung findet. Zum Abschluss erklärt der Landtagsabgeordnete: Ich bin immer dankbar, wenn ich mal hinter die Kulissen schauen darf und man auch an mich heranträgt, wenn der Schuh irgendwo drückt, sodass ich durch meine Verbindung zur Landesregierung auch vor Ort etwas in Gang setzten kann“.