Geschichte direkt: Im Rahmen der Aktion „Gütersloh engagiert“, bei der Schüler und Schülerinnen in Unternehmen und Institutionen gegen eine Spende Arbeiten übernehmen, haben Annika Kukuk, Sophie Kukuk und Kristina Becker von der Freiherr-vom-Stein-Realschule Gütersloher Stolpersteine gereinigt. Das inzwischen europaweite Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnert mit kleinen Messingquadraten, die in die Bürgersteige eingelassen sind, in Städten und Gemeinden an ermordete jüdische Mitbürger und Orte jüdischen Lebens.
Insgesamt 44 davon sind auch in der Gütersloher Innenstadt verlegt. Auf ihnen stehen die Namen der Bewohner und Bewohnerinnen der Häuser, in denen sie gelebt haben, ihr Geburtsjahr und das Datum ihrer Ermordung. Eine Broschüre, die die Stadt Gütersloh dazu herausgegeben hat, trägt zudem Informationen und Bilder über das Leben der Menschen zusammen, die hier teilweise über Generationen gelebt haben. Doch die Spuren dieser Lebensgeschichten verlieren sich in den Hinweisen auf Deportation und Todeslager wie Auschwitz oder Theresienstadt. Umso wichtiger die Erinnerung an Namen und Orte. Dafür dass sie lesbar bleiben, sorgt normalerweise die Stadt Gütersloh.
Und doch ist Stadtarchivar Stephan Grimm die Unterstützung gerade durch junge Menschen wichtig. Deshalb hat er sich besonders gefreut, als die drei Mädchen die Idee für ihren Einsatz bei Gütersloh engagiert im Stadtarchiv vorgestellt haben. Annikas und Sophies Mutter hatte die Anregung gegeben. Bevor die drei Schülerinnen die Reinigungsaktion begonnen haben, haben sie sich im Gespräch mit Stephan Grimm über die Stolpersteine und die Geschichte der jüdischen Gemeinde informiert. Außerdem hat der Stadtarchivar ihnen erklärt, was zu tun war und sie mit entsprechenden Reinigungsmitteln ausgestattet.
Für die drei Schülerinnen war der Einsatz für die Stolpersteine eine eindrückliche, aber manchmal auch eine „merkwürdige“ Erfahrung, denn neben viel Zuspruch registrierten sie einige Male auch Kopfschütteln bei Passanten. Das Ergebnis der engagierten Aktion spricht in jeder Hinsicht für sich: Das Messing glänzt und die eingravierten Informationen sind deutlich zu lesen. Nicht nur Stadtarchivar sagt für diesen Einsatz danke.