Jahresgespräch zwischen Verwaltungsvorstand und Unternehmerverband mit breitem Themenspektrum
Gütersloh (gpr). Gute Nachrichten im Jahresgespräch zwischen der Stadtspitze und dem Vorstand des Gütersloher Unternehmerverbandes: „Anders als in den Vorjahren können wir Ihnen konkrete Perspektiven zur Verfügbarkeit von Gewerbeflächen aufzeigen,“ stellten die 1. Beigeordnete Christine Lang, die in Vertretung von Bürgermeisterin Maria Unger die Gesprächsführung übernommen hatte, und Stadtbaurat Henning Schulz eine „zeitnahe Verfügbarkeit“ des Gewerbegebiets „Am Hüttenbrink“ in Aussicht. Man gehe davon aus, dass das Bebauungsplanverfahren zeitnah fortgeführt werden könne. Im zeitlichen Zusammenhang mit der Entwicklung des Gewerbegebietes sei auch geplant, dass Straßen NRW Lichtsignalanlagen an der Spexarder Strasse errichte und eine Grundsanierung durchführe.
Von der Gütersloher Unternehmerschaft werde großes Interesse an der Realisierung des Gewerbegebietes signalisiert, bestätigte Dr. Markus Miele in dem gut dreistündigen Meinungsaustausch, dessen Themenspektrum die aktuelle Situation der heimischen Wirtschaft ebenso umfasste wie die Haushaltslage der Stadt oder die Herausforderungen, die sich für Kommunen und Unternehmen durch die Integration von Flüchtlingen ergeben. „Wir werden unseren Teil dazu beitragen,“ versprach Dr. Markus Miele dazu für die heimischen Unternehmen. Einig waren sich Stadtspitze und Unternehmerverbandsvorstand, dass in enger Abstimmung aller Akteure – Kommune, Jobcenter und Unternehmen – Perspektiven für den Arbeitsmarkt entwickelt werden müssten. Die Stadt Gütersloh leistet dazu unter anderem einen Beitrag mit der Einrichtung von Mutter-Kind-Gruppen zur Vorbereitung auf den Kita-Besuch und Integrationsklassen an den drei Realschulen, der Hauptschule Nord und dem Städt. Gymnasium, wie Sozialdezernent Joachim Martensmeier ausführte. Deren Ziel ist das schnelle Erlernen der deutschen Sprache, denn auch aus Unternehmersicht ist das die wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt.
Regelmäßig auf der Tagesordnung der Gespräche mit dem Unternehmerverband steht die Haushaltslage, die sich nach mehreren Jahren mit einem Plus im Jahresabschluss, „Rekordeinnahmen“ an Gewerbesteuern (Lang), Rücklagenbildung und Schuldenabbau für 2016 wieder schwierig darstellt. Die besonders gute Einnahmelage des Jahres 2014 führt nach ersten Probeberechnungen dazu, dass die Stadt Gütersloh keine Schlüsselzuweisungen vom Land erwarten kann. Aus dem gleichen Grund wird die Stadt im Jahr 2016 einen höheren Anteil der Kreisumlage übernehmen müssen. Zusammen mit Ausgabensteigerungen etwa durch Tariferhöhungen und notwendige Stellengründungen werde dies vermutlich zu einem deutlich zweistelligen Minus im Haushaltsplan führen. Wie schon im vergangenen Jahr plädiert die Erste Beigeordnete und Kämmerin in der Politik für einen weiteren Anlauf zur Aufgabenkritik, wie diese auch vom Unternehmerverband für erforderlich gehalten wird.
Auch die Unternehmerschaft bewertet die allgemeine Konjunkturlage inzwischen „kritischer als noch im Sommer“ (Miele). So wirkten sich belastende Vorgaben für notwendige Pensionsrückstellungen auf die Bilanz aus. Auch sei inzwischen „Zurückhaltung“ bei Investitionen zu spüren. Das internationale politische Parkett mit Entwicklungen in Russland oder China spielt dabei ebenso eine Rolle wie die noch nicht absehbaren Folgen aus der „VW-Krise“, die auch in Ostwestfalen mit seiner Zulieferer-Industrie aufmerksam verfolgt wird.
Mit aufmerksamem Interesse begleiten die Unternehmen auch die weitere Entwicklung des Konversionsprozesses. Großes Lob gab es für die Erstellung des Gewerbeentwicklungskonzeptes, das im September einstimmig von der Politik verabschiedet wurde. Stadtbaurat Henning Schulz lenkte das Augenmerk in diesem Zusammenhang auf das aktuelle Strukturkonzept, das auch die Konversionsflächen am Standort Flugplatz nördlich der Marienfelder Straße mit einbezieht. Hier haben die Städte Gütersloh und Harsewinkel keine militärische Entwidmung zu vollziehen, denn hier handelt es sich nicht um Flächen ‚innerhalb des Zaunes‘“.“ Aber auch auf dem Flughafengelände selbst sieht er gute Entwicklungschancen und eine besonders reizvolle Planungsaufgabe in der Zusammenführung von „Wohnen, Arbeiten, Natur und Freizeit“ am Standort Mansergh Barracks. Sein Hinweis in Richtung Wirtschaft: Hier sei ein Ort, um die vielfältigen Angebote an Aus- und Fortbildung in den Unternehmen zu bündeln.