Gütersloh (gpr). Arbeitnehmervertretungen, lokale Politik und Verwaltung im zwanglosen Gespräch zusammenbringen – das ist eines der Ziele, die Bürgermeisterin Maria Unger seit 20 Jahren mit dem Arbeitnehmerempfang in der Kirchstraße verfolgt. Am vergangenen Montag folgten gut 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einladung zum Meinungsaustausch und hörten unter anderem einen Vortrag von Astrid Bartols, Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Ostwestfalen-Lippe.
Die Gastrednerin dankte der Bürgermeisterin für die Bereitschaft, Themen und Erwartungen aus den Gewerkschaften und der Arbeitnehmerschaft konstruktiv aufzunehmen und in die städtische Politikgestaltung einfließen zu lassen. „Ich denke, mit Fug und Recht sagen zu können, dass diese Form des Miteinanders örtlicher Politik mit gewerkschaftlicher Themenstellung nicht selbstverständlich ist“, betonte Astrid Bartols. In Ostwestfalen-Lippe gebe es diese Form fast nur in Gütersloh. Maria Unger dankte den Gästen für ihren täglichen Einsatz in Gewerkschaften und Betrieben, sprach ihnen Anerkennung und Respekt aus. Denn: „Wir brauchen starke Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen mit der ganzen Fülle der Aufgaben, die sie abdecken.“ Die Bürgermeisterin selbst sei nie ohne eine nützliche Information, einen Hinweis oder eine Anregung nach Hause gegangen. Auch in diesem Jahr nicht.
„Entgrenzung der Arbeit – Begrenzung des Lebens?“ – unter dieses Thema stellte Astrid Bartols ihren Vortrag. Nach einem Blick auf die Geschichte des 1. Mai, stellte sie die aktuelle, sich wandelnde Arbeitswelt in den Mittelpunkt. Überzogenes Profitdenken, Gewinnmaximierung, technische Entwicklung, Digitalisierung der Arbeitswelt und ständige Erreichbarkeit auch im privaten Bereich würden Gefahren darstellen und gleichzeitig Chancen enthalten. So wie das DGB-Projekt NRW 2020 mit der Möglichkeit, bis zum Jahr 2020 500.000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen. Das Ziel sei, die Menschen wieder mehr in den Mittelpunkt politischen und wirtschaftlichen Handelns zu bringen. Dafür sei es aber unerlässlich, gewisse Grundvoraussetzungen – wie Kindertageseinrichtungen – zu erfüllen. „Wir wollen mitgestalten – im Sinne von Leben, Arbeit und Menschlichkeit“, so die Gastrednerin.