Eigentlich sollten die Bagger schon seit Anfang Oktober rollen und die Renaturierung der Glenne im Ortsteil Benteler der Gemeinde Langenberg umsetzen. Vorbereitende Arbeiten wie die Erkundung der vorhandenen Böden und die Tieferlegung eines im Baufeld vorhandenen Stromkabels durch die Westnetz AG sind bereits erfolgt. Auch die Planungen für die Maßnahme sind gemäß Terminplan abgeschlossen und liegen baureif vor. Probleme bereitet jedoch die Tatsache, dass die Finanzierung der Maßnahme derzeit nicht komplett gesichert ist. Ein Umstand, der so nicht absehbar war.
„Die Überschreitung der geplanten Baukosten ist erst bei der genauen Ausführungsplanung erkannt worden“, erklärt Stefan Sibilski. Der Sachgebietsleiter Kultur- und Wasserbau reagierte und stoppte den Ausbau-Start. Sehr zu seinem Leidwesen, weiß er doch, dass nach der langen Vorplanung alle Beteiligten den Baubeginn herbeisehnen. Die Überschreitung der geplanten Baukosten führt dazu, dass zusätzliche Fördermittel – 80 Prozent der Kosten übernimmt das Land – beantragt und zeitgleich Möglichkeiten der Kostenersparnis geprüft werden müssen. Erste Gespräche mit der Bezirksregierung Detmold sind geführt worden, die Signale waren positiv. Eine höhere Förderung des Landes bedeutet jedoch auch einen höherer Eigenanteil, über den die Kreispolitik entscheidet. Deshalb braucht es laut Si-bilski nochmal etwas Zeit. Die soll insbesondere auch dazu genutzt werden, die Kosten der Baumaßnahme realistisch zu beziffern, um einen ungeplanten Kostenanstieg während der Ausführung zu vermeiden. Sobald die weitere Entwicklung absehbar ist, informiert der Kreis Gütersloh, wie und wann es weiter geht.
Die Renaturierung der Glenne gehört zu einem Gesamtpaket, bei dem der Kreis Gütersloh die EU-Wasserrahmenrichtlinie umsetzt. Diese sieht vor, bis 2027 alle Gewässer biologisch und ökologisch in einen guten Zustand zu versetzen beziehungsweise die Vorrausetzungen für eine positive Entwicklung zu schaffen. Der gerade Verlauf, bei dem häufig die wirtschaftlich genutzten Flächen bis dicht ans Gewässer reichen, wird bei der Glenne wieder in einen ursprünglichen zurückversetzt. Um einen biologisch und ökologisch gewünschten Zustand zu erreichen, muss nicht der gesamte Gewässerverlauf renaturiert werden. Es reicht, Abschnitte zu bearbeiten, die eine Strahlwirkung auf weitere Abschnitte haben. Die kleinen Abschnitte dabei nennt man ‚Trittsteine‘, die großen ‚Strahlursprünge‘.
Durch Verbreiterungen und Flussschlingen fließt die Glenne künftig langsamer. Ein breiteres Profil wird für mehr Fläche sorgen und künstlich angelegte Sohlabstürze (Treppenstufen unter Wasser) werden beseitigt. All diese Maßnahmen kommen Fischen und Mikroorganismen zugute. Durch die Profilerweiterungen und -verlegungen werden Sekundär-Auen mit regelmäßig überschwemmten oder überstauten Flächen und vielen wechselfeuchten Stellen geschaffen.
In diesem Jahr hatte der Kreis Gütersloh bereits umfangreiche Renaturierungen an Laibach (Halle/westf.), Hessel und Loddenbach (Versmold, Harsewinkel) abschließen können. Letztere hatte sich auch der Umweltausschuss bei einem Vor-Orttermin im Sommer angeschaut.