Gütersloh (gpr). Bei einem Spaziergang mit seinem Opa im Gütersloher Stadtpark beobachtet der siebenjährige Milian Stahnke, wie gefällte Bäume mit einem Lkw abtransportiert werden. Das findet der naturbegeisterte Grundschüler überhaupt nicht gut. Wieder zu Hause, macht er sich daran einen Brief an Bürgermeister Norbert Morkes zu schreiben, mit der Bitte: „Lassen Sie es nur noch zu, dass kranke Bäume gefällt werden!“ Kurzerhand hat sich Norbert Morkes jetzt auf Abstand im Stadtpark mit Milian, dessen Mutter Jovana und dessen Schwester Livia (4), die ein Bild von der Situation gemalt hatte, getroffen, um über Milians Bitte und die Gründe für Baumerhalt und Neupflanzungen zu sprechen. Mit dabei war auch Dirk Buddenberg, Leiter des Fachbereichs Grünflächen der Stadt Gütersloh.
„Ich finde es ganz toll, dass du mir einen Brief zu einem so wichtigen Thema geschrieben hast“, begrüßt Norbert Morkes Milian und seine Familie. Der Grundschüler sagt, er habe auf eine Antwort des Bürgermeisters gehofft, aber nicht damit gerechnet, dass er diese so schnell bekommen würde. Die von Milian beschriebenen Bäume stammten von einem Privatgrundstück, erläutert ihm der Bürgermeister. „Aber egal, wo der Baum gestanden hat, es ist nie schön, wenn Bäume gefällt werden müssen“, stimmt Morkes ihm zu. „Die Gütersloher Baumschutzsatzung legt genau fest, welche Bäume überhaupt gefällt werden dürfen.“ So sind Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 100 Zentimetern, gemessen in einer Höhe von 100 Zentimetern über dem Erdboden, geschützt. Auch der sogenannten Verkehrssicherungspflicht muss die Stadt Gütersloh nachkommen. „Wir kontrollieren die städtischen Bäume, um zu verhindern, dass zum Beispiel Äste herabfallen und Schäden anrichten könnten“, erklärt Dirk Buddenberg. Weil viele der Bäume unter den klimatischen Veränderungen wie Hitze und Trockenheit sowie unter Wassermangel leiden, sind einige bereits krank oder abgestorben und können deshalb nicht erhalten werden. „Für jeden gefällten Baum möchte die Stadt Gütersloh aber einen neuen Baum pflanzen“, so Morkes. Der Standort wird dabei genau überprüft und gegebenenfalls wird ein noch besserer Standort für den jungen Baum gefunden. „Dann sollten aber Bäume gepflanzt werden, die auch mit dem Klima zurechtkommen“, fordert Milian, der sein beachtliches Wissen über Bäume und Tiere aus Wissensbüchern für Kinder gesammelt hat. „Für die Nachpflanzungen werden Arten ausgewählt, die gut an die sich ändernden Klimabedingungen angepasst sind“, bestätigt ihm Dirk Buddenberg. „Wie zum Beispiel die Esskastanie, die heiße Sommer und kalte Nächte verträgt.“ Bürgermeister Norbert Morkes erzählt Milian außerdem von dem Gütersloher Bürgerwald, bei dem Bürgerinnen und Bürger eine Baumpatenschaft übernehmen können, und lädt Milian und seine Schwester ein, bei Neupflanzungen von Bäumen im Stadtpark im Frühling dabei zu sein. Auch weitere von Milians Fragen werden im Gespräch geklärt. So erfährt der Erstklässler, der die Josefschule besucht, dass es rund 80.000 Bäume in Gütersloh gibt, die vom Fachbereich Grünflächen betreut werden. Für ein gemeinsames Erinnerungsfoto geht es dann zu einer großen, dicken Schwarzpappel an der Parkstraße, einem besonders imposanten Baumexemplar.
Foto: Stadt Gütersloh