Gütersloh (gpr). Zerstörte Häuser, kaputte Straßen, jede Menge Schutt, Steine, Holz und die
Trümmer ganzer Existenzen: Die Bilder aus den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz aus Mitte Juli sind erschreckend. Wassermassen zerstörten in Sekundenschnelle
ganze Ortschaften und Straßenzüge, die Infrastruktur kam zum Erliegen. Einsatzkräfte und Helfer
aus ganz Deutschland machten sich auf den Weg, um zu helfen. „Das, was man im Fernsehen sieht,
ist schon schlimm, aber vor Ort zeigt sich das ganze Ausmaß erst richtig“, berichtet Yannis Kipp. Er
und seine Kollegen Adrian Nowak, Peter Schemainda und Francisco Murillo-Mera vom städtischen
Klärwerk Putzhagen waren mit zwei städtischen Spülwagen vor Ort, um zu unterstützen. Insgesamt
zwei Wochen halfen sie in Rheinland-Pfalz in Lückenbach und Dümpelfeld bei Schuld sowie in
Dernau dabei, die Abwasser- und Regenkanäle wieder zu spülen.
Als die Anfrage der Landesgruppe Rheinland-Pfalz des Verbands kommunaler Unternehmen imFachbereich Tiefbau der Stadt Gütersloh ankam, war klar – dort helfen wir. „Die Kollegen warensofort Feuer und Flamme und bereit, Unterstützung zu leisten“, berichtet Maximilian Menke,Abwassermeister in Putzhagen, der die Unterstützung aus Gütersloh mitkoordinierte. Nachinternen Rücksprachen, Prüfung der Einsatzpläne und Fahrzeuge sowie weiterer Kommunikationmit dem Verband machten sich Mitte August Yannis Kipp und Adrian Nowak mit einem städtischenSpülwagen auf nach Lückenbach und Dümpelfeld. Im September folgte ein weiterer Einsatz fürPeter Schemainda und Francisco Murillo-Mera in Dernau.
Schon die Hinfahrt mit dem großen Fahrzeug war eine Herausforderung: „Viele Straßen warengesperrt, sodass wir lange Umwege fahren mussten, die für unser Fahrzeug nicht unbedingtgemacht waren“, erzählt Yannis Kipp. Viele Kurven, steile, teils 60 Meter tiefe Abhänge an denLandstraßen waren eine Herausforderung für den großen Spülwagen. Angekommen gab es dannden ersten Auftrag, ein Regenwasserkanal sollte freigespült werden. „Uns wurde gesagt, der Kanalist ein bisschen verschmutzt“, berichtet Adrian Nowak. Vor Ort bot sich ein anderes Bild: Das 40Meter lange und ein Meter breite Stück war voll mit Steinen, Holz und Schutt. „Normalerweisespülen wir am Tag Kanäle von etwa 800 bis 900 Metern“, so Nowak. Für diesen Einsatz benötigtendie Gütersloher Helfer ganze drei Tage.
Große Gegenstände holten sie mit den Händen heraus. Ein weiteres unterstützendes Unternehmenhalf mit einem Saugbagger. In Dümpelfeld reinigten sie anschließend kleinere Regen- undAbwasserkanäle, um die Anwohner der dortigen Siedlung wieder an das Versorgungsnetz zubekommen. Zwei Tage brauchten sie dafür, denn die Situation vor Ort war ebenfalls chaotisch. Soentdeckten sie beispielsweise per Zufall beim Hindurchkrabbeln durch den Kanal einen weiterenKanal, der bisher nirgendwo verzeichnet war. „Vieles lief in Eigenregie, da die Kommunen mit der Organisation logischerweise gar nicht hinterherkamen“, berichtet Yannis Kipp. „Die Menschenwaren wirklich dankbar und packten mit an.“ Untergebracht waren sie in einem Hotel. Die Versorgung mit Kaffee und Essen durch Menschen aus der Region, gemeinsame Gespräche oderKinder, die sich mit Plakaten für die Hilfe bei den vorbeifahrenden Helfenden bedankten, steigertendie Motivation.
Anfang September war die Lage in Dernau dann bereits etwas organisierter. Dort fand der Einsatzvon Francisco Murillo-Mera und Peter Schemainda statt. Die Gütersloher Kollegen unterstützen dieKanalarbeiten und halfen dabei, Schächte auszusaugen, um die Häuser wieder an dasAbwassernetz anzuschließen. Die Einstellung der Anwohner im Katastrophengebiet beeindruckteauch dort: „Die Menschen waren sehr freundlich und haben uns ihre Geschichten erzählt“,berichtet Francisco Murillo-Mera. „Sogar ein gemeinsames Weinfest fand statt, obwohl viele allesverloren hatten.“ Auch in diesem Hochwassergebiet gibt es noch viel zu tun, bis wieder mehrNormalität einkehren kann. „Das Telefon unseres Ansprechpartners stand nicht still. Unsere Arbeitwar erst der Anfang,“ so Murillo-Mera. Die Gütersloher Kollegen sind sich einig, wenn weitere Hilfeangefordert wird, sind sie wieder bereit zu unterstützen.