Gütersloh (gpr). Ob Industriechemikalien oder Medikamentenreste: Mikroschadstoffe, die das Abwasser belasten, werden in der Kläranlage Putzhagen jetzt durch neue Technik noch besser beseitigt.
Das Wasser wird nun durch Aktivkohlefilter gereinigt. Damit wird eine noch höhere Wasserqualität erzielt. Seit Ende Oktober ist die 4. Reinigungsstufe in der Hauptkläranlage der Stadt in Betrieb. In der Kläranlage Obere Lutter läuft das gleiche System bereits.
Am Putzhagen wird das Abwasser von rund 80.000 Gütersloher Einwohnerinnen und Einwohnern aufbereitet und im Anschluss in die Dalke geleitet. Von dem nun noch schadstoffärmeren Wasser profitieren unter anderem Fische, Schnecken, Mikroorganismen und die Ems, aus der im weiteren Verlauf auch Trinkwasser entnommen wird. „Man muss die Investition in das Klärwerk vor allem gesamtwasserwirtschaftlich sehen. Am Ende kommt eine intensivere Reinigung des Wassers uns allen zugute“, so Karl-Heinz Schröder, Betriebsleiter des Klärwerks Putzhagen.
Gut anderthalb Jahre hat es gedauert, das Großprojekt abzuschließen. Mit 5,7 Millionen Euro ist es eine der größten Investitionen in das Klärwerk seit dem Ende der 90er Jahre. 2,8 Millionen Euro der Baumaßnahme wurde vom Land NRW gefördert. Entstanden ist eine Halle mit zwölf riesigen hell- und dunkelblauen Kesseln - jeder ist 4,15 Meter breit und 7,50 Meter hoch -, die mit granulierter Aktivkohle gefüllt sind. Während das belastete Abwasser durch die Kessel gepumpt wird, sorgt die Kohle dafür, dass es gefiltert wird und Spurenstoffe adsorbiert werden. Gesteuert wird die Reinigung in den Stahl-Kolossen per Computer in der „Schaltzentrale“ oder auch per Tablet. Zwischengelagert wird das Wasser nach der Aktivkohlebehandlung in einem von zwei Speicherbecken, die sich vor der Halle befinden. Das Klarwasserbecken und der Spülwasserbehälter fassen jeweils rund 300.000 Liter Flüssigkeit, was pro Becken in etwa 2000 Badewannen entspricht.
Der Start der neuen Anlage lief reibungslos. Ihre volle Kraft entwickelt sie aber erst noch. Die Filter werden schrittweise in Betrieb genommen, so schreibt es das mit der Bezirksregierung Detmold abgestimmte Inbetriebnahmekonzept vor. Ende September sollen dann alle Filter laufen. Auch eine wissenschaftliche Begleitung der neuen Technik hat die Bezirksregierung der Stadt auferlegt, um den reibungslosen Ablauf zu garantieren, die Reinigungsleistung zu prüfen, weitere Betriebsparameter zu kontrollieren und die Steuerung der Anlage weiter zu verbessern.
Dem Bau der 4. Reinigungsstufe gingen rund zehn Jahre lang immer wieder Versuchsphasen voraus, indem die Filtration über granulierte Aktivkohle erprobt wurde. „Dabei haben wir in Gütersloh festgestellt, dass reaktivierte Kohle, also schon mal benutztes und aufgearbeitetes Granulat, die gleiche Reinigungswirkung erzielt wie komplett neue Kohle“, erklärt Abwassermeister Maximilian Menke. Eine Erkenntnis, die besonders der Umwelt zugutekommt, denn der Prozess der Reaktivierung der Kohle benötigt weniger Energie als die Herstellung neuen Granulats.
Bild: (v.l.) Maximilian Menke (Abwassermeister) und Karl-Heinz Schröder (Betriebsleiter des Klärwerks Putzhagen) sind die Experten für die neue Anlage und haben den Bau begleitet. (Foto: Stadt Gütersloh)