Auftaktveranstaltung zum Kinder- und Jugendförderplan 2016-2021 in der Aula der Janusz-Korczak-Gesamtschule
Gütersloh. Die neuen Medien, Ganztagsunterricht und der wachsende Freizeitstress verändern das Leben von Kindern und Jugendlichen. Für die offene Kinder- und Jugendarbeit bedeutet das, dass sie sich an den neuen Wünschen und Bedürfnissen orientieren muss. Der aktuelle Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Gütersloh läuft noch bis Ende 2015. Doch spätestens seit der Auftaktveranstaltung zum neuen kommunalen Kinder- und Jugendförderplan in der Aula der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Gütersloh ist die Planung im vollen Gange.
Welche Interessen haben Kinder und Jugendliche? Wann haben sie angesichts von Ganztagsschule noch Zeit für sich? Wo besteht akuter Handlungsbedarf? Diese und andere Fragen soll der neue Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Gütersloh aufgreifen. Zum dritten Mal wird das Werk in Zusammenarbeit von Fachleuten aus Pädagogik, Verwaltung, Politik sowie Kindern und Jugendlichen entwickelt. Der Plan wird für die Jahre 2016 bis 2021 aufgestellt. Zur Vorbereitung gab es jetzt in der Aula der Janusz-Korczak-Gesamtschule eine Auftaktveranstaltung. Besonderer Gast an diesem Abend: Prof. Dr. Ulrich Deinet von der Fachhochschule Düsseldorf. Bei seinem Vortrag ging der Professor für Kultur- und Sozialwissenschaften auf die neuen Herausforderungen ein, vor der die Kinder- und Jugendförderung steht. „Der Ganztagsunterricht führt dazu, dass die Jugend immer weniger Freizeit hat“, weiß Deinet und ergänzt: „Am Wochenende wird dann geschlafen“. Auf diese Veränderungen müsse die Jugendarbeit eingehen und sich anpassen. Für viele Jugendliche ist durch den Ganztagsunterricht und das somit sinkende Zeitbudget zudem die Schule zu einem wichtigen, zentralen Ort geworden. Somit sei es immer wichtiger, dass Jugendförderung und Bildung kooperieren und gemeinsame Wege finden, die Kinder und Jugendlichen besser zu unterstützen.
Eine weitere Hürde für die Jugendarbeit sind die neuen Medien: „Früher traf man sich hauptsächlich auf dem Marktplatz, heute vielmehr in virtuellen Räumen wie in sozialen Netzwerken“, erklärt Deinet. Das führt zu einer „Verhäuslichung“ der Kinder. Und überhaupt waren zentrale „Orte“ von Jugendlichen ein wichtiges Thema an diesem Abend: Zum Beispiel Fastfood-Restaurants als neue Jugendeinrichtungen, Shopping Malls mit hoher Anziehungskraft oder Ganztagsschulen als Lebensorte. Durch diese veränderten „Chillorte“ – übrigens ein Wort, das den ganzen Abend immer wieder fiel – müsse die Jugendförderung an anderen Stellen als bisher einsteigen, um die Kinder und Jugendlichen zu erreichen. Dabei sei es aber wichtig, dass nicht alle Bereiche pädagogisiert werden, um somit auch Freiräume zu gewährleisten.
Um das „Chillen“ von Jugendlichen, oder wie Prof. Dr. Deinet es mit „Verharren in Gelegenheitssituationen“ gerne übersetzte, aus einer anderen Perspektive zu verstehen, wurden Vertreter aus der Jugend an der Diskussion beteiligt. Zu Gast waren Vera Johansmeier (Christlicher Verein Junger Menschen), Emilio Iordinanidis (Bauteil 5), Alina Khalil (Schülerin) und Efrem Can (Jugendparlament). Die Jugendlichen gaben ihre Erfahrungen und Sichtweisen zum Schulleben, zu den Jugendtreffs und zur Jugendarbeit weiter. Ergebnis: Sie sind mit der Jugendarbeit der Stadt Gütersloh zufrieden. So werden die Angebote der Jugendtreffs gerne wahrgenommen. Und auch damit, dass die Jugend selber was tun kann, sind sie zufrieden. Jüngstes Beispiel: Die Kaugummi-Aktion des Jugendparlaments.
Die Auftaktveranstaltung am Mittwochabend markierte den Beginn der Arbeit am neuen Kinder- und Jugendförderplan. Bis Juni 2015 werden einige Fachforen stattfinden, bei denen unter anderem die Aufgabenstellungen und Handlungsfelder der Jugendarbeit definiert werden. Natürlich werden auch bei diesem Prozess die Kinder und Jugendlichen wieder aktiv beteiligt sein.