Momentaufnahmen mit Symbolkraft
Gütersloh (gpr). Kinderfüße, die bunte Spuren auf einem weißen Tuch hinterlassen, ein Mädchen, das fröhlich eine Limonade trinkt, Frauen und Männer, die gemeinsam in der Sonne sitzen und den Darbietungen einer Theatergruppe zuschauen: Es sind viele bunte Momentaufnahmen vom Nachbarschaftsfest, das die Blankenhagener Bürgerinnen und Bürger im vergangenen September gemeinsam gefeiert haben. Einige dieser Bilder hat die Sozialraum-Arbeitsgemeinschaft Blankenhagen jetzt in einem Kalender mit dem Titel „Nachbarn“ zusammengestellt.
„Der wichtigste Gedanke bei der Realisierung des Nachbarschaftsfestes war es benachbarte Menschen kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, berichtet Pädagoge Reinhard Schlüter vom Bürgerzentrum Lukas. Dass Grenzen überwunden werden können, Integration gelingen und eine große Gemeinschaft entstehen kann, sind wichtige Botschaften, die auf den einzelnen Kalenderblättern deutlich werden. „Jeder, der in Frieden kommt, ist willkommen“, heißt es im Vorwort.
Antoine Girgi hatte das Fest mit seiner Kamera dokumentiert. Der syrische Fotograf und Filmemacher ist vor etwa eineinhalb Jahren nach Deutschland gekommen und hat Momente festgehalten, die eine ganz besondere Symbolkraft besitzen. „Viele Kinder haben den Weg auf der Flucht zu Fuß zurückgelegt“, sagt er mit Blick auf das Foto des Monats August, das Kinderfüße zeigt, die – in Farbe getaucht – Spuren auf einem weißen Tuch hinterlassen. Und über ein dunkelhaariges Mädchen, das bastelt und aufmerksam in die Kamera blickt, sagt er: „In meinen Bildern sind die Augen für mich sehr wichtig. Man soll den Glanz sehen und die Hoffnung erkennen.“ Er wolle zeigen, wie glücklich und optimistisch die Menschen hier in Deutschland seien. „Ich freue mich sehr für diese Kinder, weil sie eine gute Zukunft haben können“, fügt Girgi hinzu.
Auf den Bildern sind auch Erwachsene zu sehen: Frauen und Männer aus Gütersloh genauso wie geflüchtete Menschen und „Neu“-Blankenhagener, die gemeinsam auf der Wiese sitzen, sich unterhalten oder zusammen Limonade trinken. Und auch die Theatergruppe, ebenfalls bestehend aus Güterslohern und Geflüchteten, die sich in einem Workshop des Stadttheaters zusammengefunden hatte und beim Nachbarschaftsfest das Stück „Warten“ zeigte, hat der Syrer fotografiert.
„Eigentlich hätten wir noch viel mehr Fotos für den Kalender verwenden können, weil jedes toll war“, sagt Reinhard Schlüter. Es sind Bilder, die berühren und erfreuen. Ob als Spätaussiedler, Kriegsflüchtling oder schon seit Generationen im Stadtteil verwurzelt: Kurze Sätze, die die unterschiedlichen Hintergründe der Menschen in Blankenhagen aufzeigen, bewegen zum Nachdenken und machen das vielfältige Miteinander einmal mehr deutlich.
Der Kalender ist in einer Auflage von 100 Exemplaren erschienen. Ein kleiner Restbestand kann noch käuflich im Bürgerzentrum Lukas, Spiekergarten 34, erworben werden. Und auch, wenn nun schon der März vor der Tür steht, lohnt sich der Kauf noch. „Denn dieser Kalender ist für 2017 und 2018 gültig“, betont Andrea Stickling von der Sozialraum-Arbeitsgemeinschaft Blankenhagen.