Das Bild von George W. Bush als Truthahn-Servierer im Camp der USArmy am Flughafen Bagdad 2003 ist eines der bekanntesten Fotomotive von Anja Niedringhaus. In diesem Fall war sie die einzige AgenturBerichterstatterin vor Ort. Ihre Fotografien sind jetzt vom 20. Mai bis zum 28. August, in der Galerie im Forum der Stadhalle Gütersloh, Friedrichstraße 10 zu sehen. Die Ausstellung „Anja Niedringhaus – Die Fotografin“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Willy-Brandt-Haus Berlin, dem Korbmacher-Museum Dalhausen, Heide Ute Niedringhaus-Schulz und der picture alliance/AP.
Die junge Fotografin aus Höxter hat sich in den 1990er Jahren mit ihren Bildern dort einen Namen gemacht, wo viele Bildjournalisten unterwegs waren: Sie berichtete von den FußballWeltmeisterschaften in Italien, von Nordischen SkiWeltmeisterschaften, von den Olympischen Spielen von Barcelona bis London – und immer wieder von Brennpunkten des Weltgeschehens. Zunächst verfolgte sie die Balkankriege, widmete ihren Blick dabei Zivilisten und Kämpfenden und verfolgte dann die allmähliche Befriedung von Regionen beispielsweise durch Wahlen.
Seit 2001 wurde die Berichterstattung aus Afghanistan ihr persönliches Anliegen. Doch auch die Kriege im Irak und Libyen und die Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästinensern, diplomatische Treffen und Papstbesuche wurden von ihr dokumentiert.
Die besondere Qualität von Anja Niedringhaus war ihr Blick nicht nur auf Kämpfende und Opfer, Zerstörungen und Absurditäten von Gewalt. Niedringhaus suchte vielmehr unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen. So fotografierte sie immer wieder Menschen, die in Kriegen persönliche Würde etwa durch gepflegte Kleidung und Kultur zu behaupten suchten.
Anja Niedringhaus wurde am 4. April 2014 in ihrem "geliebten Afghanistan" getötet, kurz bevor dort erstmals Wahlen stattfanden, von deren Vorbereitungen sie noch beeindruckende Aufnahmen machte.