Gütersloh. Zufriedene Gesichter auf der Bürgermeisterkonferenz im Kreishaus Gütersloh: Auf dem Tisch liegt ein Konzept, wie künftig die Förderschullandschaft im Kreis aussehen könnte: Drei Förderschulen Lernen sollen auch in Zukunft erhalten bleiben, so der Vorschlag einer vielköpfigen Arbeitsgruppe aus Experten und Laien. Eine Schule in der Mitte (Schule an der Dalke Gütersloh), eine im Norden (Gerhart-Hauptmann-Schule Halle/Westf. als zweiter Standort der Schule an der Dalke) und eine im Süden (Martinschule Rietberg). Über die Umsetzung dieses Vorschlags entscheiden in den nächsten Wochen und Monaten die politischen Gremien der Kommunen sowie des Kreises Gütersloh. Der Schul-, Kultur- und Sportausschuss des Kreises hat seine nächste Sitzung am 17. September.
„Wir wollen auch Zukunft sicherstellen, dass den Eltern eine echte Wahlmöglichkeit bleibt“, betont Kreisdirektorin Susanne Koch. Stichwort Inklusion: Weil immer mehr Eltern ihre Kinder nicht an Förderschulen, insbesondere nicht an denen mit dem Schwerpunkt Lernen, anmelden, sondern an Regelschulen, fehlen vielen Förderschulen die nötigen Schülerzahlen. Der Kreis Gütersloh hatte in Abstimmung mit den 13 Kommunen die Förderschulentwicklungsplanung angestoßen, weil im aktuellen Schuljahr vier der fünf Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen die Mindestschülerzahl unterschritten hatten. Ziel der Förderschulentwicklungsplanung war es, die Wahlmöglichkeit der Eltern zu erhalten und eine möglichst wohnortnahe Beschulung an Förderschulen zu sichern.
Auf über 70 Seiten werden der Prozess und die Vorschläge der Schulentwicklungsplanung beschrieben. So sollen künftig beispielsweise die Förderschul-Standorte Gütersloh und Halle/Westf. nicht nur den Schwerpunkt Lernen haben, sondern um den Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (esE) ergänzt werden. Die Martinschule in Rietberg arbeitet bereits mit diesen beiden Schwerpunkten.
Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beziehungsweise ihre Vertreter haben in ihrer Konferenz im Kreishaus das Konzept zur Neustrukturierung der Schulentwicklungsplanung als gute und sinnvolle Möglichkeit angesehen, um für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren drei Förderschulstandorte Lernen im Kreisgebiet erhalten zu können. Die Heidbrinkschule (Rheda-Wiedenbrück) und die Matthias-Claudius-Schule Versmold sollten hingegen auslaufen, so die Empfehlung des Konzepts. Für erstgenannte ist bereits ein Auflösungsbeschluss gefasst worden.
Anregungen gibt es auch bezüglich der Einzugsgebiete: Der Einzugsbereich der Martinschule in Rietberg, derzeit Verl, Rietberg und Schloß Holte-Stukenbrock, solle um die Kommunen Langenberg und Rheda-Wiedenbrück erweitert werden. Die Schule an der Dalke in Gütersloh soll künftig auch Kinder aus den Kommunen Harsewinkel und Herzebrock-Clarholz beschulen. Da sie laut Schülerprognosen auf mittlere Sicht nicht selbstständig bleiben könne, rät der auf dem Tisch liegende Vorschlag dazu, aus der Gerhart-Hauptman-Schule in Halle/Westf. einen Teilstandort der Schule an der Dalke zu machen. Im Norden würden dann Kinder aus Versmold, Borgholzhausen, Werther, Halle/Westf. und Steinhagen lernen.
Da Kinder mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf emotionale und soziale Entwicklung und einem zusätzlichen Förderschwerpunkt Lernen künftig an den drei Schulstandorten Lernen/emotionale und soziale Entwicklung beschult würden, sinke die Schülerzahl an den Förderschulen esE laut Prognose um zirka zehn Prozent. Die Standorte der esE-Schulen seien jedoch laut Konzept gesichert, lediglich ein Neuzuschnitt der Einzugsbereiche werde erforderlich, um die Schülerinnen und Schüler gleichmäßig auf die Schulen verteilen zu können. Derzeit gibt es fünf esE-Förderschulen in Harsewinkel (Erich-Kästner-Schule), Gütersloh (Hundertwasser- und Hermann-Hesse-Schule), Rietberg (Paul-Maar-Schule) und Rheda-Wiedenbrück (Kopernikusschule).
Der Entwicklungsplan Förderschulen ist begleitet worden durch das Institut Gebit (Münster). Einer 29-köpfigen Begleitgruppe bestehend aus Schulleitungen, Eltern, Schulaufsicht, Schulverwaltung, Kreispolitik sowie dem Kreis Gütersloh und Gebit-Vertretern hat an dem Schulentwicklungskonzept mitgearbeitet. Schulbesuche an allen Förderschulstandorten mit Berücksichtigung der baulichen Situation und der Förderkonzepte gab es im vergangenen Halbjahr und natürlich wurde die zu erwartende Schülerzahlenentwicklung unter die Lupe genommen.