Gütersloh (gpr). Zur Geschichte des Flughafens tauschten sich am Freitag Experten und Zeitzeugen im Ratssaal aus. Neben den 17 Mitgliedern der Fachstelle für geografische Landeskunde des westfälischen Heimatbundes konnte Bürgermeisterin Maria Unger weitere 60 Teilnehmer, darunter auch Schülerinnen und Schüler, zu der Informationsveranstaltung begrüßen.
Fachstellenmitglied Dr. Wolfgang Büscher präsentierte anhand von historischem Kartenmaterial, Presseausschnitten und Fotos die Geschichte des Flughafens. Ein Thema, das Büscher schon viele Jahre fesselt und bis heute fasziniert. So berichtete er von der Flugbegeisterung in Gütersloh im Jahre 1912, die mit der Landung einer so genannten Rumplertaube auf dem Saligmannschen Grundstück einen Höhepunkt fand.
Mit ihrem Antrag auf die Genehmigung eines offiziellen Flugplatzes hatten die Gütersloher Stadtverordneten im Jahre 1913 aber noch keinen Erfolg. Erst 1937 wurde der Flugplatz gebaut. Stichworte und Ergänzungen zum Thema lieferten zum Beispiel der ehemalige Eisenbahner Rudolf Herrmann und Erich Westersötebier, der neben dem Flugplatz aufgewachsen ist und als Fotograf vieles dokumentierte.
Wo heute der östliche Teil der Startbahn liegt, befand sich früher ein Dünenhügel, (79 Meter über NN) der auch „Siebenkirchturm-Hügel“ genannt wurde, weil man von ihm die Kirchtürme sehen konnte. „Die Stadt in der Stadt“, wie das Leben auf dem Flughafengelände mit eigener Zeitung, eigener Kläranlage, eigener Versorgung und eigenem TV-Sender auch genannt wurde, stärkte die wirtschaftliche Entwicklung. „Die Briten haben das Leben in Gütersloh über Jahrzehnte beeinflusst“, so Büscher. Es seien Freundschaften entstanden.
Nachdem der britische Premierminister David Cameron im Jahre 2010 den Abzug der Britischen Truppen verkündet hatte, reagierte die Stadt Gütersloh mit Vorbereitungen und Planungen. Stadtbaurat Henning Schulz verwies auf den 1. Konversionsbericht, die Werkstattverfahren, um Ziele zu definieren, und die Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung sowie Jugendworkshops, um Ideen zu diskutieren. Neben der Konversionsvereinbarung stehe jetzt die Weiterentwicklung des Grobkonzeptes im Mittelpunkt, inklusive der Auswertung verschiedener Fachgutachten zur Ökologie und zu den Altlasten, so Schulz.
Während früher 6000 britische Streitkräfte vor Ort gewesen seien, sei die Zahl heute bereits auf 1850 reduziert worden. Der Abzug habe Auswirkungen auf den Standort an der Marienfelder mit 344 Hektar, auf den Standort an der Verler Straße mit 34 Hektar und auf die 1000 zivilen Wohnungen, von denen zwei Drittel in privater und ein Drittel in der Hand des Bundes seien.
Zu den Perspektiven an der Marienfelder Straße sagte Schulz, „dass die Entwicklung des Flughafens eine große und auch die einzige Chance darstelle, das Defizit an Gewerbeflächen zu kompensieren.“ Entstehen könnte dort ein Miteinander von interkommunalem Gewerbegebiet und Naturflächen.