263 Zuweisungen allein im Dezember, pro Woche rund 70 Asyl suchende Menschen, die vom Land auf die Stadt Gütersloh verteilt werden – der Druck, kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten und Wohnraum zu schaffen, ist bekanntlich auch im neuen Jahr nicht geringer geworden. Vor Weihnachten hatte der Rat deshalb einstimmig die Errichtung von Gebäuden auf drei städtischen Grundstücken in Niehorst (Ellernhagen), im Gütersloher Westen (Holzheide) und in Spexard (Determeyersiedlung/Hopfenweg) beschlossen. Die Häuser in der so genannten Holztafelbauweise sollen je 60 Bewohnern Platz bieten. In der ersten von drei Bürgerversammlungen in den genannten Gebieten erläuterten Bürgermeister Henning Schulz und Sozialdezernent Joachim Martensmeier die Planungen und beantworteten zahlreiche Bürgerfragen.
Rund 100 Anwohner vom Hopfenweg und Umgebung waren am Dienstag ins Spexarder Bauernhaus gekommen. Bürgermeister Henning Schulz erläuterte zu Beginn der Veranstaltung einmal mehr die unbedingte Notwendigkeit, kurzfristig Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen: „Im allgemeinen bekommen wir mit zwei Tagen Vorlauf die Nachricht über die Anzahl zu erwartender Flüchtlinge. Sie kommen dann meistens morgens mit dem Bus und Gepäck hier an. Diese Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf.“ Obdachlosigkeit vermeiden und denen, die Schutz suchten, zu helfen, sei nach wie vor das Gebot der Stunde. „Wir können den Kopf nicht in den Sand stecken,“ beantwortete Schulz die Frage eines Teilnehmers nach einer Ablehnung, weiter Flüchtlinge aufzunehmen, da die räumlichen Kapazitäten erschöpft seien. Entsprechende Maßnahmen von Nachbargemeinden hätten nur sehr kurzfristigen Aufschub gebracht. „Wir als Kommunen stehen am Ende einer Handlungskette. Wir entscheiden nicht, wie es an den Grenzen weiter geht.“ Schulz verwies aber mit Blick auf den Bund auch darauf, dass eine verstärkte Differenzierung zwischen Menschen, die vor Krieg und Terror fliehen und denjenigen, die keine Bleiberechtsprognose haben, notwendig sei.
Doch wie alle Kommunen gehen Schulz und Martensmeier davon aus, dass „ein Teil der Menschen hier auf Dauer bleibt“, und für diese werde man Wohnraum schaffen. Die Unterbringung in Sporthallen könne hier nur einen Übergang darstellen. Die Baumaßnahmen an den drei genannten Standorten seien kurzfristig – das heißt in etwa vier bis sechs Monaten – zu realisieren. Sie seien aber lediglich ein erster Schritt. Insgesamt hat die Verwaltung zehn städtische Grundstücke im Stadtgebiet identifiziert, die kurzfristig bebaut werden könnten. Weitere Maßnahmen zur Beschaffung von bezahlbarem Wohnraum – nicht nur für Flüchtlinge – sind in der Planungen oder bereits angelaufen, und auch frei werdende Briten-Wohnungen sind in die Konzeption mit einbezogen. „Doch hier steht voraussichtlich erst ab 2017 Wohnraum zur Verfügung,“ erklärte der Bürgermeister.
Schulz und Martensmeier betonten vor den Bewohnern der Determeyer-Siedlung, dass für die Bebauung am Hopfenweg eine Zweigeschossigkeit vorgesehen sei, die sich in der Anordnung an die Umgebung anpasse. Vorgesehen sei eine Aufteilung in Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern, die sich grundsätzlich gut für Familien eignen. Insgesamt erwartet die Verwaltung jedoch aufgrund der bisherigen Zuweisungen eine „Mischung aus Familien und Einzelpersonen“.
Der Bürgermeister und der Sozialdezernent versicherten aber auch, dass mit der Bereitstellung von Wohnraum die Betreuung der Bewohner nicht erschöpft sei. Mit Verweis auf ein umfassendes Begleitnetz aus Sozialarbeit, Jugendamt, Sprachförderung und weiteren Institutionen beschrieben sie die umfassende Aufgabe der Integration. Schulz hob dabei auch den „beeindruckenden Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Unterstützer und Unterstützerinnen“ hervor, ließ aber auch die Bereitschaft der Sportvereine, mit Einschränkungen durch die Belegung der Sporthallen umzugehen nicht unerwähnt: „Hier zeigt unsere Stadt eine besondere Stärke.“
Diese Offenheit wünsche er sich auch für das zukünftige Miteinander in der Determeyer-Siedlung. In einer grundsätzlich sachlichen Gesprächsatmosphäre betonten Schulz und Martensmeier aber auch, dass sie Sorgen und kritische Fragen aus der Anwohnerschaft ernst nähmen. Schulz: „Uns ist es wichtig, mit Ihnen im Gespräch zu bleiben.“ Auch das gehöre zur Begleitung durch die Stadt. Deshalb werde die Einladung ins Spexarder Bauernhaus nicht die einzige Veranstaltung dieser Art bleiben.